Für mich ist Vergebung eine
persönliche Entscheidung. Eine Entscheidung, die man vollkommen unabhängig von
anderen Personen trifft. Es ist egal ob es demjenigen
leid tut, oder nicht, es geht darum, sich selbst zu heilen.
Manche Sachen sind leicht zu
vergeben, andere wieder nicht. Ein aus versehen verschütteter Kaffee ist
absolut nicht vergleichbar mit dem Verlust eines lieben Menschen durch Gewalt. Und doch ruft uns Gott immer
und immer wieder zur Vergebung auf.
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
Die Aufforderung zu
vergeben, bedeutet nicht, dass es einfach ist, oder dass wir schnell
verzeihen müssen. Sind wir verletzt kann es verheerende, verärgernde,
ernüchternde, verwirrende oder grundlegend erschütternde Konsequenzen in
unserem Leben haben. Manchmal braucht es eine lange Zeit, viel Gebet und viel
Hilfe von Gott, bis unser Herz wirklich bereit ist und mitzieht. Das Letzte was man hören möchte, wenn man verletzt wurde,
sind schnelle Floskeln, derer wir uns gerne bedienen, wie: Ach, das wird schon
wieder... Komm, sei stark... Morgen ist ein neuer Tag... Das war doch gar nicht
so gemeint... Wer kennt das nicht, endlose Möglichkeiten gut gemeinter Ermutigungen.
Was wir in solchen Momenten wirklich brauchen ist Liebe, Verständnis und etwas Zeit.
Vergebung geschieht erst dann, wenn wir wirklich dazu bereit sind.
Vergebung bedeutet nicht,
dass uns wirklich danach ist. Vergebung ist ein Akt des Willens. Wir
akzeptieren den Schmerz, den jemand in unserem Inneren verursacht und
entscheiden uns, alle Rachegefühle und jeglichen Wiederwillen gegen beteiligte Personen
loszulassen.
Wenn sich jemand ein
Auto leiht und einen Unfall baut, hat man zwei Möglichkeiten. Erstens: Man wird
zur absoluten Furie, schimpft, stampft mit dem Fuß, verlangt sofortige
Reparatur und wendet sich von
dieser Person ab. Oder Zweitens: Man dankt Gott, dass niemand verletzt wurde
und versucht, seinem Ärger über Kosten und Unannehmlichkeiten keinen
Platz in seinem Herzen einzuräumen.
Mittlerweile habe ich gelernt,
egal ob meine oder zugetragene Schwierigkeiten, Gott ist die erste Adresse. Ich
wende mich an Gott und bitte ihn, die Angelegenheit für mich zu
regeln. Geschehen ist geschehen und rückwirkend kann man sowieso nichts ändern.
Vergebung bedeutet nicht,
dass wir sofort wieder jemandem vertrauen müssen.
Vergebung wirkt sofort und vollkommen, Vertrauen
braucht Zeit.
Neulich habe ich meine Tochter
bei einer Lüge erwischt. In einem langen Gespräch hab ich ihr erklärt, was ihre
Lüge auslöst, nicht nur bei ihr selber, sondern bei mir, bei ihrem Vater, bei
Gott.
Natürlich hab ich ihr vergeben. Momentan
lernt sie, dass Bewährung keine Ablehnung, oder Liebesentzug darstellt, sondern
einen Prozess der Heilung ermöglicht und dass Bewährung keine Strafe ist,
sondern einen Weg in erneutes Vertrauen aufzeigt.
Vergebung bedeutet nicht das
Ende der Diskussion. Nur weil wir jemandem vergeben haben, heißt es nicht,
das Thema ist abgehakt, Schwamm drüber. Bei meiner Tochter kommt das
Thema öfter auf. "Mama, ich habe mich doch
entschuldigt und versprochen, dass es nicht wieder vorkommt. Warum müssen wir
nochmal darüber reden?"
Ganz einfach, weil Entschuldigen
eine Herzenshaltung darstellt und nicht durch einen hingeworfenen Satz eintritt.
Ist das Geschehen, kann man das Thema ablegen. Ein jeder Mensch muss lernen,
dass alles Tun Konsequenzen hat und wie diese uns und andere beeinflussen. Umso früher man das lernt, umso
besser gelingt Zusammenleben.
Und schließlich,
Vergebung bedeutet nicht, dass keine Konsequenzen folgen.
Die Konsequenz für meine Tochter war
der Verlust einiger Privilegien. Bei dem
fiktiven Unfall wären rechtliche Konsequenzen denkbar. Entschuldigungen machen Dinge
nicht ungeschehen, Vergebung auch nicht, aber es ist eine gute Chance, mit offenem
Herzen aufeinander zuzugehen.
Wie schon gesagt, manchmal ist es
leicht zu vergeben und manchmal fühlt es sich einfach unmöglich an. In der
Bibel gebietet uns Gott immer wieder das Unmögliche zu tun.
Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.
Wie geht es euch? Seit ihr schnell im vergeben oder braucht ihr länger Zeit. Ich freue mich über eure Kommentare.
In diesem Sinne,
Eure Lizzy
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