Freitag, 29. August 2025

Teil 2 - Offener Theismus oder Gott in menschlichen Begriffen?

Im ersten Teil habe ich versucht darzulegen, warum der offene Theismus eine unbiblische Vorstellung von Gott vermittelt und Ihm Seine Allmächtigkeit abspricht. Doch die Befürworter dieser Lehre berufen sich oft auf einzelne Bibelverse, um ihre Ansicht zu stützen und zu unterlegen. Es lohnt sich daher, diese Verse genauer zu betrachten und im Zusammenhang mit dem gesamten Wort Gottes zu prüfen.

Anthropomorphe Sprache in der Bibel

Das "Geheimnis zur Wahrheit" liegt im sogenannten Anthropomorphismus (Wikipedia): Die Bibel beschreibt Gott oft in menschlichen Kategorien – mit Händen, Augen, menschlichen Gefühlen wie zum Beispiel des „Bereuens“. Das bedeutet nicht, dass Gott tatsächlich körperlich oder zeitlich begrenzt ist. Vielmehr gebraucht die Bibel menschliche Sprache, damit wir Seine Handlungen und Sein Wesen in einer für uns greifbaren Form verstehen können.


1. Mose 6 – Gottes Trauer über die Sünde

„Da gereute es Ihn [den HERRN], die Menschen auf der Erde geschaffen zu haben, und Er wurde in Seinem Herzen tief betrübt.“ (1. Mose 6,6 Menge)


Der offene Theismus nimmt diesen Vers als Beweis, dass Gott eine anscheinliche Fehlentscheidung bereut hätte. Doch das hebräische Wort beschreibt ein tiefes inneres Bewegtsein – Schmerz, Trauer, Mitleid. Der Text macht deutlich, wie ernst Gott die Sünde nimmt.

➡️ Im Gegensatz dazu:
„Vom Himmel blickt der HERR herab, sieht alle Menschenkinder; von der Stätte, wo Er wohnt, überschaut Er alle Bewohner der Erde, Er, der allen ihr Herz gestaltet, der acht hat auf all ihr Tun.“ (Psalm 33,13–15 Menge)


Gott ist nie überrascht, sondern kennt von Anfang an die Herzen und Taten der Menschen.

2. Mose 32 – Gottes Handeln im Licht der Fürbitte

„Da ließ der HERR sich das Unheil leid sein, das Er Seinem Volk zugedacht hatte.“ (2. Mose 32,14 Menge)


Hier könnte man meinen, Gott hätte Seinen Plan geändert. Aber wenn wir im Kontext lesen, finden wir heraus, dass in Wirklichkeit Gott Mose die gerechte Folge des Götzendienstes offenbart, um Mose zum Eintreten für das Volk zu bewegen. Das vermeintliche „Reuen“ zeigt uns, dass Fürbitte in Gottes Ordnung Platz hat. Mose wird so zu einem Bild für Christus, den ewigen Vermittler.

➡️ Im Gegensatz dazu:
„Groß ist unser Herr und allgewaltig, für Seine Weisheit gibt’s kein Maß.“ (Psalm 147,5 Menge)


Gott musste nicht „umdenken“, weil Ihm etwas entgangen wäre – Er handelt vollkommen wissend und vollkommen souverän.

Jeremia 18 – Das Prinzip von Gericht und Gnade

„Einmal drohe Ich einem Volke oder einem Königshause, daß Ich es ausrotten, vernichten und vertilgen wolle; wenn dann aber das betreffende Volk, gegen das Meine Drohung gerichtet war, sich von seiner Bosheit bekehrt, so lasse Ich Mir das Unheil leid sein, das Ich ihm zuzufügen beschlossen hatte. Und ein andermal verheiße Ich einem Volke oder einem Königshause, es aufbauen und einpflanzen zu wollen; wenn es dann aber tut, was Mir mißfällt, indem es Meinen Weisungen nicht nachkommt, so lasse Ich Mir das Gute leid sein, das Ich ihm zu erweisen gedacht hatte.“ (Jeremia 18,7–10 Menge)


Hier erklärt Gott selbst das Prinzip: Gericht gilt, solange keine Umkehr geschieht; Gnade gilt, wo Buße da ist. Es ist nicht Gott, der sich verändert, sondern die Menschen.

➡️ Im Gegensatz dazu:
„Denkt an die früheren Geschehnisse zurück von der Urzeit her, daß Ich Gott bin und sonst keiner, eine Gottheit, der nichts vergleichbar ist! Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; Ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was Mir beliebt, führe Ich aus.“ (Jesaja 46,9–10 Menge)

Das Beispiel Jona – Gottes Wesen statt Gottes Unwissenheit

„Als nun Gott sah, was sie taten, daß sie nämlich von ihrem bösen Wege umkehrten, tat Ihm das Unheil leid, das Er ihnen angedroht hatte, und Er ließ es nicht eintreten.“ (Jona 3,10 Menge)


Der offene Theismus liest diesen Vers so, als hätte Gott nicht gewusst, wie Ninive reagieren würde. Doch Jona selbst wusste von Anfang an, dass Gott barmherzig ist:

„…so daß er folgendes Gebet an den HERRN richtete: ›Ach, HERR, das ist es ja, was ich gedacht habe, als ich noch daheim war, und eben darum habe ich das vorige Mal die Flucht nach Tharsis ergriffen; denn ich wußte wohl, daß Du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und reich an Güte und geneigt, Dich das Unheil gereuen zu lassen.‹“ (Jona 4,2 Menge)


Jona floh also gerade deshalb, weil er Gottes Wesen kannte: wenn Menschen umkehren, schenkt Gott Gnade. Das „Reuen“ beschreibt also nicht Überraschung oder Unwissen, sondern Gottes festes Wesen: Er richtet die Gottlosen, aber Er vergibt den Demütigen.

➡️ Im Gegensatz dazu:
„…und es gibt nichts Geschaffenes, das sich vor Ihm verbergen könnte, nein, alles liegt entblößt und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft abzulegen haben.“ (Hebräer 4,13 Menge)

Der rote Faden

Wenn wir diese Stellen zusammensehen, zeigt sich ein roter Faden:

  • 1.Mose 6: Gott ist nicht überrascht, sondern zutiefst betrübt über die Sünde.
  • 2.Mose 32: Gott macht uns die Bedeutung der Fürbitte klar.
  • Jeremia 18: Gott selbst erklärt das Prinzip von Gericht und Gnade.

  • Jona 3–4: Gottes Barmherzigkeit steht im Zentrum – Jona wusste das von Anfang an.

Alle diese Texte gebrauchen anthropomorphe Sprache, damit wir begreifen, dass Gott kein ferner Gott ist, sondern ein persönlicher, heiliger und gnädiger Gott. Doch keiner dieser Verse lehrt, dass Gott die Zukunft nicht kennt. Ganz im Gegenteil: Sie zeigen, dass Sein Wesen immer und verlässlich unverändert bleibt – in Gericht und Gnade. Das finde ich persönlich sehr tröstlich.


Die klare biblische Lehre von Gottes Allwissenheit und Souveränität

Gottes Wissen umfasst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

„… denn ehe ein Wort auf meiner Zunge liegt, kennst Du, o HERR, es schon genau.“ (Psalm 139,4 Menge)

„Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt.“ (Matthäus 10,30 Menge)

„Daran werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und werden unsere Herzen vor Ihm davon überzeugen, daß, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles erkennt.“ (1. Johannes 3,19-20 Menge)

Gottes Vorherwissen und Ratschluß in der Heilsgeschichte

Die Bibel zeigt uns immer wieder, dass Gottes Vorherwissen die Grundlage Seines Handelns ist:

  • Die Kreuzigung Jesu: „… diesen Mann, der nach dem festgesetzten Ratschluß und der Vorherbestimmung Gottes euch preisgegeben war, habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz nageln und hinrichten lassen.“ (Apostelgeschichte 2,23 Menge)

  • Die Erwählung: „Denn die, welche Er zuvor ersehen hat, die hat Er auch im voraus dazu bestimmt, (einst) dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden…“ (Römer 8,29 Menge)

  • Der Ratschluß Gottes: „Vielerlei Pläne sind im Herzen eines Menschen, aber der Ratschluß des HERRN, der wird zustande kommen.“ (Sprüche 19,21 Menge)

  • „Denkt an die früheren Geschehnisse zurück von der Urzeit her, daß Ich Gott bin und sonst keiner, eine Gottheit, der nichts vergleichbar ist! Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; Ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was Mir beliebt, führe Ich aus.“ (Jesaja 46,9–10 Menge)

Nichts in der Heilsgeschichte geschieht zufällig. Selbst das größte Unrecht – die Kreuzigung des Sohnes Gottes – war kein unvorhergesehenes Unglück, sondern Teil von Gottes ewigem Plan.

Prophezeiung als Beweis von Gottes Allwissenheit

Ein starkes Argument für Gottes Allwissenheit ist die Prophezeiung. Gott selbst gebraucht sie als Beweis Seiner Göttlichkeit:

„Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; Ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was Mir beliebt, führe Ich aus.“ (Jesaja 46,10 Menge)

Die Erfüllung unzähliger Prophezeiungen – von den Verheißungen an Abraham über die Worte der Propheten bis hin zu den Weissagungen über Jesus Christus – zeigt: Gott kennt und lenkt die Geschichte.

Gottes Allwissenheit als Trost für die Gläubigen

Gottes Allwissenheit ist nicht nur ein theologisches Konzept, sondern eine Quelle tiefen Trostes:

  • Wir dürfen wissen: Gott sieht unser Leid (2. Mose 3,7).

  • Er kennt unseren Weg, auch wenn wir selbst ihn nicht verstehen (Psalm 139,1–3).

  • Er weiß, was wir brauchen, ehe wir Ihn bitten (Matthäus 6,8).

Meiner Meinung nach ist ein Gott, der nicht alles weiß, kein Gott, dem wir vertrauen könnten.


Mein persönliches Fazit

Der offene Theismus versucht, Gott in menschliche Kategorien zu pressen und Ihn verständlicher zu machen. Doch in Wahrheit macht er Ihn kleiner, als Er ist. Er raubt uns den Trost, den die Schrift uns geben will: dass Gott über allem steht, alles weiß und alles lenkt.

Wenn ich auf mein eigenes Leben schaue, wäre es ohne diesen Trost kaum denkbar. Ich habe selbst Momente erlebt, in denen die Zukunft dunkel und ungewiss erschien. Wenn Gott die Zukunft erst abwarten müsste wie ich, wäre ich letztlich auf mich selbst gestellt – wo bleibt da meine Hoffnung? Mein Trost ist  zu wissen, dass mein Herr die Zukunft kennt, dass Ihn nichts überrascht und dass Ihm selbst mein Versagen nicht verborgen ist – das gibt mir Ruhe.

Darum halte ich fest: Nicht wir definieren, wie groß oder wie begrenzt Gott ist. Er selbst hat uns in Seinem Wort gezeigt, dass Er der Ewige ist, der Anfang und Ende kennt, dessen Ratschluß bestehen bleibt und dessen Treue unerschütterlich ist.

Das ist kein Gott nach menschlichem Maß, sondern der lebendige Gott, IHM allein gebührt alle Ehre.


In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.


Eure Lizzy

Freitag, 22. August 2025

Teil 1 - Der Offene Theismus – eine Grundlage der Neuen Apostolischen Reformation (NAR)

Im letzten Beitrag habe ich die Neue Apostolische Reformation (NAR) vorgestellt – eine Bewegung, die weltweit immer mehr Einfluss gewinnt und durch das sogenannte „7-Berg-Mandat“ und andere Strategien großen Anspruch auf die Gesellschaft im Allgemeinen erhebt. Mir wurde schnell klar, dass dahinter eine bestimmte Sicht auf die Zukunft steht. Eine der entscheidenden Grundlagen dieser Bewegung ist nämlich, dass die Zukunft nicht als von Gott souverän festgelegt verstanden wird, sondern als offen oder noch unentschieden. Nach dieser Sicht hängt es stark von den Handlungen der Gemeinde ab, ob und wie Gottes Plan Realität wird. Nicht immer wird das offen gelehrt, aber häufig ist dies die einzige Erklärung für bestimmte Lehren, die in diesem immer größer werdenden Lager verbreitet werden.

Damit sind wir bei einer der theologischen Grundlagen, die diese Denkweise stützt: dem Offenen Theismus. Er behauptet, dass Gott zwar alles weiß, was man wissen kann, die Zukunft freier Entscheidungen aber nicht feststeht. Gott „reagiert“ dann angeblich auf unsere Entscheidungen, erst nachdem wie wir sie treffen.

Diese Sichtweise gibt uns Menschen weit mehr Macht über Gottes Pläne, als uns zusteht und als die Bibel lehrt. Wenn die Zukunft nicht fest in Gottes vollkommenem Wissen und souveräner Hand liegt, scheint es, als hinge alles von unseren Entscheidungen ab – fast so, als wäre Gott direkt auf unser Handeln angewiesen. Genau hier setzt die NAR an: Sie gibt ihren Aposteln und Propheten eine Schlüsselrolle dafür, wie die Welt sich entwickeln soll. Wie, erkläre ich in den nächsten Beiträgen.

Aber ist das wirklich das, was die Bibel sagt? Im Folgenden möchte ich zeigen, warum – meiner Meinung nach – der Offene Theismus nicht mit dem Wort Gottes vereinbar ist und wie diese Lehre Gottes Wesen und unsere Sicherheit im Glauben verzerrt.

Was ist Offener Theismus?

Der Offene Theismus (engl. Open Theism) ist eine theologische Strömung, die besonders in den 1990er Jahren durch Autoren wie Clark Pinnock und Greg Boyd und später auch C. Peter Wagner populär wurde. Die Grundannahme lautet:

• Gott weiß alles, was man wissen kann.
• Die Zukunft ist aber noch nicht „realisiert“, sondern offen.
• Entscheidungen freier Geschöpfe sind daher für Gott nicht im Voraus vollständig erkennbar. (Er muss auf uns warten)
• Unsere Taten beeinflussen Gottes Möglichkeiten zu handeln.
• Durch unsere Taten können wir mit ko-kreieren oder „Partner“ sein.

Mit anderen Worten: Gott kennt alle Möglichkeiten, ist sich aber nicht sicher, welche Möglichkeit eintreten wird.

Ganz ehrlich: Klingt das nach einem allmächtigen Gott für euch? Für mich nicht. Daher die nächste Frage…




Warum klingt das für viele attraktiv?

Ich verstehe warum diese Lehre erst einmal tröstlich wirken kann. Als ich die Lehre das erste Mal gehört habe, dachte ich: Das klingt doch gar nicht so schlecht? Es betont ja unsere Freiheit. Manche finden es sogar tröstlich, weil sie meinen: „Dann hat Gott das Leid, das mir passiert ist, auch nicht gewusst. Damit konnte es auch nicht verhindern.“ Und fürs Gebet scheint es auch erstmal wirksamer: „Wenn ich bete, kann Gott seinen Plan ändern.“ Man fühlt sich wie ein Partner Gottes, der Einfluss über sie Zukunft nimmt – anstatt in den Stürmen des Lebens zu lernen, Seiner Güte und Liebe zu vertrauen.

Aber wenn ich ehrlich bin, merkte ich schnell: Das klingt nicht nach dem Gott, den ich in der Bibel finde. Es macht Gott kleiner, als er ist, und gibt uns Menschen eine Rolle, die uns gar nicht zusteht.


Warum ist Offener Theismus unbiblisch?

Die Bibel bezeugt durchgehend, dass Gott die Zukunft kennt – nicht nur als Möglichkeit, sondern in ihrer Realität.

Jesaja 46,9–10 (Menge):
Denkt an die früheren Geschehnisse zurück von der Urzeit her, dass ich Gott bin und sonst keiner, eine Gottheit, der nichts vergleichbar ist! Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was mir beliebt, führe ich aus;

Psalm 139,4 (Menge):
Denn ehe ein Wort auf meiner Zunge liegt, kennst du, o HERR, es schon genau.

Apostelgeschichte 2,23 (Menge):
…diesen Mann (Jesus), der nach dem festgesetzten Ratschluß und der Vorherbestimmung Gottes euch preisgegeben war, habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz nageln und hinrichten lassen.

Matthäus 10,29–30:
Kosten nicht zwei Sperlinge beim Einkauf nur ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt.

Weitere Beispiele finden wir quer durch die Schrift: In Daniel 2 offenbart Gott Nebukadnezar den Lauf der Weltreiche, die noch kommen sollten. In Psalm 33,11 heißt es: „Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht.“ Solche Stellen zeigen deutlich: Gott kennt nicht nur Möglichkeiten, sondern auch den Ausgang.

Wenn der Offene Theismus recht hätte, wären das doch alles nur Zufälle oder Vermutungen. Aber genau darin zeigt Gott seine Größe: Er weiß was kommt, nichts überrascht Ihn und in allem führt Er seinen Willen aus.

Gott weiß nicht nur, was geschehen könnte, sondern was tatsächlich geschehen wird. Das ist Teil seiner Allwissenheit. Allwissenheit bedeutet eben nicht nur, dass Er in jede Möglichkeit hineinschauen kann, sondern dass Er vollkommen und fehlerlos alles weiß – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Würde man Gott dieses Wissen absprechen, dann wäre Er nicht mehr der Gott der Bibel, sondern ein Gott, der sich erst „weiterentwickeln“ muss. Das wäre ein Gott, der lernt – nicht der ewige „Ich bin“. Und wenn Gott noch lernen muss, dann wäre Er nicht vollkommen und allmächtig. Für mich persönlich ist das eine sehr ernste Konsequenz: Ein Gott, der nicht vollkommen ist, wäre nicht vertrauenswürdig.




Prophezeiung – der Beweis von Gottes Wissen

Ein weiteres großes Problem des Offenen Theismus ist die Frage der Prophetie. Die Bibel ist voll von Aussagen, die weit in die Zukunft hineinreichen – und sich exakt erfüllt haben und auch noch werden. Würde Gott die Zukunft nur als „offen“ sehen, wären solche Prophezeiungen unmöglich oder bloß gewagte Vermutungen.

Doch gerade darin unterscheidet sich der lebendige Gott von allen Götzen: Er kündigt an, was kommt – und er erfüllt es.

Jesaja 42,9 (Menge):
Die früheren Weissagungen, seht, sie sind eingetroffen, und Neues tue ich jetzt kund; ehe es noch sprosst, lasse ich’s euch hören.

Einige Beispiele:

• Der Prophet Micha kündigte Jahrhunderte vorher an, dass der Messias in Bethlehem geboren würde (Micha 5,1). Genau so geschah es bei der Geburt Jesu (Matthäus 2,1).

• Jesus selbst sagte voraus, dass Petrus ihn nicht ein, zwei, sondern dreimal verleugnen würde (Matthäus 26,34). Diese Vorhersage erfüllte sich wortgetreu – und zeigt: Gott kennt nicht nur Möglichkeiten, sondern konkrete Taten.

• Zahlreiche Weissagungen über das Leiden und Sterben Jesu (z. B. Jesaja 53, Psalm 22) erfüllten sich am Kreuz bis ins Detail.

Wie schon gesagt, wenn der Offene Theismus recht hätte, dann wären solche Prophezeiungen entweder Zufall oder menschliche Projektionen. Aber die Bibel zeigt das Gegenteil: Gott steht über der Geschichte, und was er verheißen hat, das geschieht auch. Jede erfüllte Prophezeiung ist ein Beweis, dass Gott die Zukunft nicht nur kennt, sondern sie auch souverän führt.


Zeitgebundenheit des Menschen – Ewigkeit Gottes

Ich denke, dass eines der größten Missverständnisse entsteht, weil wir Menschen an Zeit gebunden sind. Wir erleben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nacheinander. Wir erinnern uns an das Gestern, wir leben im Heute, und wir blicken erwartungsvoll oder manchmal ängstlich ins Morgen.

Gott jedoch ist nicht an Zeit gebunden. Er ist der „Ich bin“ (2. Mose 3,14) – ewig gegenwärtig. Für ihn gibt es kein „noch nicht“ oder „schon vorbei“. Alles ist ihm gleichermaßen gegenwärtig.

Hebräer 13,8: 
„Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“

Offenbarung 1,8: 
„Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“

Wenn wir sagen: „Die Zukunft ist offen oder noch unrealisiert “, verwechseln wir unsere begrenzte Perspektive mit Gottes Wirklichkeit. Für uns ist das Morgen ungewiss, für unseren Himmlischen Vater aber liegt es genauso klar vor Augen wie unser Heute.

Das bedeutet nicht, dass wir wie Marionetten wären, die nichts zu sagen haben. Gott hat uns einen freien Willen gegeben, und doch schränkt dieser Gottes Wissen und Plan nicht ein. Er ist souverän und weiß auch mit unseren Entscheidungen – ob gut oder schlecht – umzugehen und sie in seine Ziele einzubauen. Für mich macht das deutlich: Jede Entscheidung zählt. Mit dem, was ich tue oder lasse, gebe ich Gott entweder ein Ja oder ein Nein. Mein freier Wille ist also nicht sinnlos, sondern die Möglichkeit, mich Tag für Tag bewusst zu Gott zu stellen.


Ein Beispiel

Stell dir vor, wir sitzen live im Fußballstadion. Wir sehen, wie die Spieler den Ball passen, angreifen, verteidigen und Tore schießen. Wir fiebern mit, wissen aber nicht, wie das Spiel enden wird. Jeder Pass, jeder Schuss könnte den Ausgang verändern – Spannung pur. o sieht der Offene Theismus Gott: Er „erlebt“ das Spiel in Echtzeit, reagiert auf jeden Zug und erfährt das Ergebnis erst während des Spiels.

Die Bibel zeigt ein anderes Bild: Gott ist nicht überrascht von den Spielzügen. Er ist zugleich Schiedsrichter, Spielleiter und Eigentümer des Endergebnisses – und dennoch handeln die Spieler wirklich, treffen echte Entscheidungen und tragen Verantwortung für ihr Spiel.

Vielleicht hilft ein weiteres Bild: Stell dir vor, das gleiche Spiel wurde bereits aufgezeichnet, während du keine Zeit hattest, live zuzuschauen. Die Spieler kämpfen mit vollem Einsatz, treffen Entscheidungen, erzielen Tore oder verteidigen das eigene Tor. Wer live zuschaut, weiß nicht, wie es endet. Du aber siehst die Aufzeichnung und kennst das Ergebnis schon, noch bevor du die Szenen siehst.

So ist es mit Gott: Für uns ist die Geschichte voller Unsicherheit und Überraschungen, wir erleben sie „live“ in der Zeit. Für Gott hingegen ist alles von Anfang an klar – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen gleichzeitig vor ihm. Er kennt das Endergebnis, nicht, weil er es von außen festlegt, sondern weil er ewig gegenwärtig ist und alles immer sieht.


Sicherheit, Trost und Kraft aus Gottes Allwissenheit

Für mich ist das keine theoretische Spitzfindigkeit, sondern hat direkten Einfluss darauf, wie ich lebe und glaube:

• Trost im Leid: Wenn wir durch schwere Zeiten gehen, dürfen wir wissen, dass Gott nicht überrascht ist. Nichts geschieht außerhalb seiner souveränen Hand.
• Kraft im Gebet: Wir beten nicht zu einem Gott, der Pläne ständig neu schmiedet, sondern zu einem Vater, der die ganze Geschichte schon kennt – und uns dennoch echte Teilhabe im Gebet schenkt.
• Sicherheit für die Zukunft: Wir müssen die Welt nicht „retten“, weil Gott selbst das Ende in seiner Hand hält. Unsere Aufgabe ist es, treu zu bleiben, nicht die Kontrolle zu übernehmen.

So wird die Souveränität unseres himmlischen Vaters nicht zu einem kalten Dogma, sondern zu einer Quelle von Frieden und Geborgenheit.




Die Gefahr in der NAR

Hier zeigt sich die Verbindung zur NAR deutlich: Wer glaubt, dass die Zukunft offen ist, sieht angeblich alles als von uns abhängig. Dann müssen wir „strategisch handeln“, „geistliche Kriegsführung“ betreiben und „die sieben Berge einnehmen“, damit Gottes Reich sich durchsetzt. Aber das verschiebt die Verantwortung von Gott auf uns Menschen – und öffnet Tür und Tor für geistlichen Missbrauch. Plötzlich werden Apostel und Propheten gebraucht (fünffältigen Dienst“ / engl. Five-Fold Ministry), die die Richtung weisen, weil Gottes Wille angeblich nicht feststeht. Und damit wird die Gemeinde von Leitern abhängig gemacht – anstatt von Christus selbst. Ich sehe darin eine große Gefahr, denn die Autorität wandert von der Bibel zu selbsternannten Führern.

Diese beanspruchen dann meistens einen besonderen Draht zu Gott, durch den angeblich neue Offenbarungen des Heiligen Geistes fließen. So, heißt es, würden Jesus und der Vater durch den Heiligen Geist heute ihren Willen kundtun. Dieses Thema werde hoffentlich bald in einem separaten Beitrag noch vertiefen.

• Das gibt Menschen eine Autorität, die sie laut der Bibel nicht haben.
• Sie werden zu angeblichen Mitgestaltern von Gottes Geschichte.
• Es entsteht ein geistliches Klassensystem: „normale“ Christen hier – „besondere“ Apostel und Propheten dort.
• Der Schwerpunkt verschiebt sich von Gottes Treue zu unserer Leistung.
• Sicherheit in Gottes Verheißungen wird durch Unsicherheit ersetzt („Was, wenn ich es falsch gemacht habe? Habe ich Gott die Hände gebunden?“).


Mein Fazit

Der Offene Theismus klingt verlockend modern, aber er raubt uns die Sicherheit, die Gott uns in seinem Wort schenkt. Er stellt Gott als begrenzt dar und macht den Menschen zum Entscheidungsträger über Gottes Pläne. Damit untergräbt er die Souveränität Gottes und öffnet Tür und Tor für Bewegungen wie die NAR, die den Menschen an die Stelle Gottes rücken.

Die Bibel zeigt uns dagegen einen Gott, der ewig gegenwärtig ist – der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich in seiner Hand hält. Nur weil wir an Zeit gebunden sind, heißt das nicht, dass Gott es ist.

Gerade in Zeiten, in denen uns so viele Strömungen versuchen uns zu beeinflußen, brauchen wir den festen Halt in dem Gott, der von Ewigkeit zu Ewigkeit derselbe ist, dessen Pläne unveränderlich sind und dessen Wort zuverlässig bleibt. Wir dürfen wissen: Unsere Geschichte ist nicht dem Zufall ausgeliefert, sondern liegt in seiner sicheren Hand.

„Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und (ist’s auch = bleibt’s auch) in Ewigkeit!“ (Hebräer 13,8 Menge)

„Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich gegen euch hege‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›nämlich Gedanken des Heils und nicht des Leids, euch eine Zukunft und Hoffnung zu gewähren.“ (Jeremia 29,11)

Das ist unser Anker: Nicht wir tragen Gott mit unseren Entscheidungen, sondern er trägt uns – sicher, verlässlich, bis ans Ziel.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.


Eure Lizzy

Freitag, 8. August 2025

Die Neue Apostolische Reformation – Eine persönliche Einführung

Manchmal beginnt eine Reise nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem leisen Unbehagen. Bei mir war es ein Bibelvers. Oder besser gesagt: eine „Übersetzung“ davon. Der Artikel dazu ist [hier verlinkt].

Ich erinnere mich noch gut, wie ich zum ersten Mal – in der scheinbaren Sicherheit meiner Gemeinde – auf The Passion Translation (TPT) aufmerksam gemacht wurde. Wie ich schon in meinem Artikel schrieb: Ich war neugierig. Aber durch meine eigenen Erfahrungen mit der Verführung in die Esoterik neige ich dazu, bei spirituellen Themen lieber erst einmal gründlich nachzuforschen.


Zwar klang der Text auf den ersten Blick sehr poetisch … aber irgendetwas stimmte nicht. Schon nach wenigen Minuten mit "Tante Google" wurde mir klar: Hier ging es nicht nur um Stil oder Sprachgefühl, sondern um Inhalte – und um die Autorität des biblischen Textes selbst. Diese Erfahrung hat mir die Augen geöffnet, wie entscheidend es ist, am inspirierten Wort Gottes festzuhalten – und wie gefährlich es ist, wenn man sich von emotionalen Formulierungen blenden lässt.

Was sich zunächst als schlechte und theologisch fragwürdige „Übersetzung“ präsentierte, entpuppte sich als Teil eines größeren Netzwerks – einer Bewegung, die viel weiter reicht, als ich je geahnt hätte. Es war nicht einfach ein anderer Bibeltext. Es war – und ist – eine andere Botschaft.

Was als persönliche Entdeckung begann, führte mich auf eine tiefere Spurensuche: nicht nur nach den Ursprüngen der TPT, sondern auch nach dem theologischen Umfeld, in dem sie entstanden ist. Und so stieß ich auf die sogenannte Neue Apostolische Reformation – ein Begriff, der von C. Peter Wagner geprägt wurde. Was ich dabei entdeckte, hat mich schockiert und traurig gemacht – und doch war es, als hätte ich endlich das fehlende Puzzlestück gefunden. Plötzlich ergaben viele geistliche Entwicklungen in der heutigen Christenheit Sinn – leider im negativen Sinne.

In den kommenden Beiträgen möchte ich einige zentrale Anliegen und Ziele dieser Bewegung beleuchten. Nicht alles auf einmal – das würde den Rahmen sprengen und mich ehrlich gesagt überfordern. Es braucht viel Nachforschung und Zeit. Ich lese Bücher zu den Themen – sowohl von denen, die diese Lehren vertreten, als auch von denen, die eindringlich davor warnen. Ich sehe mir Predigten beider Lager an, und vor allem vergleiche ich alles mit dem wahren Wort Gottes.

Dies alles nimmt viel Zeit und Kraft in Anspruch, also bitte ich um eure Geduld. Mein Wunsch dabei ist es nicht, aus einer Haltung der Überheblichkeit oder Rechthaberei zu schreiben, sondern als jemand, der selbst eine Zeit lang auf Stimmen hereingefallen ist, die biblische Wahrheit mit hypercharismatischem Glanz überdecken. Worum geht es also bei dieser Neu Apostolischen Reformation?

  • Die Wiederherstellung des „fünffältigen Dienstes“, besonders der Ämter von Aposteln und Propheten, die heute wieder autoritativ in der Gemeinde sprechen sollen.
  • Dominionismus, also die Überzeugung, dass Christen alle gesellschaftlichen Bereiche – Politik, Wirtschaft, Bildung, Medien usw. – unter die Herrschaft Christi bringen sollen, und zwar jetzt, noch vor seiner Wiederkunft.
    Ein bekanntes Konzept in diesem Zusammenhang ist das sogenannte „Seven Mountain Mandate“, das die „sieben Einflusssphären“ der Gesellschaft benennt, die von Christen „eingenommen“ werden sollen: Familie, Religion, Bildung, Medien, Kunst & Unterhaltung, Wirtschaft und Regierung
  • Ein neues Kirchenverständnis, das nicht mehr an konfessionellen Strukturen, sondern an „apostolischen Netzwerken“ hängt – mit einem starken Fokus auf Hierarchie und „geistliche Autorität“.
  • Eine neue Sicht auf Offenbarung, bei der prophetische Eindrücke und „neue Wahrheiten“ eine mindestens gleichwertige Rolle neben der Heiligen Schrift einnehmen – oder sie gar überlagern.

Die Neue Apostolische Reformation ist keine Organisation mit einem Hauptsitz und Mitgliedsausweisen – viele ihrer Vertreter verleugnen sogar ihre persönliche Zugehörigkeit. Sie ist vielmehr ein loses, aber äußerst einflussreiches Netzwerk von Predigern, „Aposteln“ und „Propheten“, das weltweit Gemeinden und Bewegungen prägt. Ihre Ziele sind strategisch durchdacht, dominanzorientiert – und tiefgreifend.:

Ein besonders einflussreiches Beispiel dafür ist die sogenannte „1 Billion Soul Harvest“ (Ernte von einer Milliarde Seelen), eine prophetische Vision des verstorbenen „Propheten“ Bob Jones, der eine Endzeit-Erweckung voraussagte, in der über eine Milliarde Menschen zu Christus finden sollen – unter der Leitung einer neuen, „geistgesalbten“ Generation. Viele bekannte Sprecher und Bewegungen innerhalb der NAR berufen sich direkt auf diese Prophezeiung.

Diese Mischung aus spirituellem Machtanspruch, endzeitlicher Euphorie und fehlender theologischer Bodenhaftung macht die NAR zu einer der gefährlichsten Bewegungen unserer Zeit – nicht, weil sie offensichtlich unbiblisch wäre, sondern gerade weil sie so viele biblische Begriffe verwendet, aber mit anderen Inhalten füllt.


Diese Entdeckung war für mich wie ein geistliches Erwachen – nicht nur in Bezug auf die Passion Translation, sondern auch auf Strömungen innerhalb der weltweiten Kirche, die sich zwar christlich geben, aber etwas ganz anderes verkünden. Die Neue Apostolische Reformation (NAR) ist dabei keine Randerscheinung mehr, sondern beeinflusst unzählige Gemeinden, Netzwerke und Prediger – oft ohne dass es überhaupt auffällt.

In dieser Blogserie hoffe ich Stück für Stück aufzuzeigen, welche Lehren und Ziele hinter der NAR stehen, warum sie so verführerisch wirken – und warum wir als Christen umso mehr zur Schrift zurückkehren müssen. Nicht aus Angst, sondern aus Liebe zur Wahrheit mit offenem Blick und festem Herzen.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.



Eure Lizzy


Bilderquellen: https://dailyverses.net/de

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