Montag, 19. Mai 2025

Eine schwierige Entscheidung: Mein Abschied von meiner Gemeinde

Liebe Leserinnen und Leser,

mit einem schweren Herzen teile ich heute einen sehr persönlichen Brief, den ich an die Leitung meiner Gemeinde gerichtet habe (Ich habe natürlich alle Namen entfernt für die Privatsphäre aller Beteiligten). In einem früheren Blogbeitrag hatte ich bereits einige meiner Sorgen bezüglich der theologischen Ausrichtung der Gemeinde angesprochen. Nach vielen Gebeten, intensiver Reflexion und einem tiefen Ringen mit mir selbst, habe ich nun die schwierige Entscheidung getroffen, die Gemeinde zu verlassen. Dieser Brief erklärt die Gründe für meinen Abschied, die aus tiefer Sorge um die Wahrhaftigkeit des Evangeliums resultieren. Ich hoffe, dass meine Worte euch berühren und zum Nachdenken anregen.




Liebe Gemeindeführung,

ich schreibe euch diese Zeilen mit schwerem Herzen und nach viel Gebet und Überlegung. Es fällt mir nicht leicht, dies zu sagen, aber ich habe die Entscheidung getroffen, die Gemeinde zu verlassen.

Mir ist bewusst, dass dies unerwartet wirken mag, obwohl ich mich in letzter Zeit bereits aus dem regelmäßigen Gemeindeleben zurückgezogen habe. In den letzten Wochen habe ich jedoch begonnen, die verpassten Sonntagspredigten nachzuholen. Diese Zeit der Reflexion ermöglichte es mir, meine Bedenken klarer zu erkennen. Obwohl meine Anwesenheit seltener war, habe ich einige dieser Anliegen direkt mit der Gemeindeleitung geteilt. Ich bin dankbar für das offene Ohr, das mir entgegengebracht wurde, aber leider sind diese Themen ungelöst geblieben. Sie wurden weder theologisch widerlegt noch, wenn sie als problematisch anerkannt wurden, vor der gesamten Gemeinde thematisiert. Nach reiflicher Überlegung habe ich erkannt, dass ich der Richtung, in die sich die Gemeinde bewegt, nicht mehr folgen kann.

Im Laufe der Zeit habe ich mich zunehmend über bestimmte doktrinelle Entwicklungen innerhalb der Gemeinde beunruhigt. Die Wiederbelebung und Förderung der "Passion Translation Bibel" in der Sonntagslehre, die Betonung von geistlichen Praktiken, die mehr mit der Esoterik als mit der Bibel übereinstimmen, sowie die subtile Akzeptanz – oder zumindest der Mangel an Unterscheidung – bezüglich Lehren, die mit der Neuen Apostolischen Reformation in Verbindung stehen, haben mir Sorgen bereitet. Diese Tendenzen scheinen persönliche Erfahrungen, mystische Praktiken und menschliche Anstrengung über die Vollständigkeit der Schrift und das vollbrachte Werk Christi zu stellen.

Zusätzlich bin ich zunehmend besorgt über die weit verbreitete Akzeptanz von Konzepten des Wohlstandsevangeliums, insbesondere die Betonung von Träumen, Visionen, Gesundheitsdeklarationen und Affirmationen, die oft einer „Glauben und Empfangen“-Theologie entsprechen. Während ich daran glaube, dass Gott aktiv und mächtig in unserem Leben wirkt, besteht die Gefahr, dass dieser Fokus das Fundament unseres Glaubens von Christus auf die Suche nach persönlichem Segen, Erfolg und Erfüllung verlagert.

Es hat Jahre gedauert, viele dieser schädlichen Lehren zu verlernen, und es war ein schmerzhafter Prozess. Der Weg, mich von diesen Ideen zu lösen, hat meine Perspektive tief geprägt und meine Überzeugung in die Vollständigkeit der Schrift und das Evangelium der Gnade gestärkt.

Was mich am meisten betrübt, ist, dass diese Entwicklungen uns unbeabsichtigt von der Einfachheit und Kraft des Evangeliums der Gnade abbringen können. Ich befürchte, dass geistliches Wachstum in einer Weise dargestellt wird, die uns subtil wieder zum Streben und zu Werken zurückführt, anstatt in dem vollbrachten Werk Jesu zu ruhen.

Ich möchte etwas teilen, das in einer kürzlichen Sonntagslehre gesagt wurde und eine Denkweise widerspiegelt, die meiner Meinung nach das Herz des Evangeliums verfehlt:

„… Und ich weiß, dass viele Christen an die rettende Kraft des Kreuzes glauben und vertrauen, wo Jesus freiwillig sein Leben gab, um uns neues Leben, Erlösung und Beziehung mit ihm zu geben. Und oft hören sie dort auf, als ob das alles ist… Es ist der allererste Schritt, der Anfang… Ihr wisst, diese Menschen gehen vielleicht in die Kirche, sie beten, aber sie entwickeln sich nicht weiter, entweder weil sie den Bedarf nicht sehen oder sie nicht bereit sind, den Preis zu zahlen…“

Während ich die Absicht hinter diesen Worten verstehe, Gläubige zu tieferer Hingabe zu bewegen, beunruhigt mich die Implikation, dass das Kreuz irgendwie unzureichend oder nur ein Einstiegspunkt ist. Die Schrift lehrt uns, dass alles, was wir für Leben und Gottseligkeit brauchen, in Christus zu finden ist (2. Petrus 1,3) und dass unsere Heiligung ein Werk der Gnade von Anfang bis Ende ist – nicht etwas, das wir durch einen Preis erreichen, sondern etwas, das wir im Glauben empfangen.

Bitte wisst, dass diese Entscheidung mir nicht leicht gefallen ist. Ich bin dankbar für die Menschen, die ich getroffen habe, die Gemeinschaft, die ich geteilt habe, und die Momente aufrichtiger Anbetung, die ich erlebt habe. Ich gehe nicht mit Bitterkeit, sondern mit Trauer und dem tiefen Wunsch nach Klarheit, Wahrheit und dem unerschütterlichen Fundament von Christus und seinem Wort.

Ich bete weiterhin für euch alle – für Weisheit, für Unterscheidungsvermögen und für eine vertiefte Liebe zum Evangelium von Jesus Christus.

Mit Liebe,


Lizzy



Dieser Abschied ist für mich wirklich schwer, aber es ist ein Schritt der Gehorsam gegenüber dem, was ich als Wahrheit des Evangeliums erkenne. Es ist kein Ende, sondern ein neuer Abschnitt auf meinem Weg mit Gott, und ich vertraue, daß Er mich weiterhin in Seiner Gnade leitet. In den nächsten Tagen werde ich mich noch einmal mit der Gemeindeleitung treffen, um meine Sorgen besser zu erklären und im Gespräch nach Verständnis und Aufklärung zu suchen. Ich trage keine Bitterkeit in meinem Herzen, sondern eine tiefe Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre und die Gewissheit, dass Gott jeden von uns in Seiner Hand hält. Mein Gebet ist, dass wir alle in der Einfachheit und Kraft des Evangeliums wachsen, in Christus verwurzelt bleiben und Seiner Wahrheit treu folgen.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.

Eure Lizzy