Freitag, 3. Oktober 2025

Die Sache mit den modernen Aposteln und Propheten – Ämter oder einmalige Gaben?

Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln bestellt hat, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, noch andere zu Hirten und Lehrern, um die Heiligen tüchtig zu machen für die Ausübung des Gemeindedienstes, für die Erbauung des Leibes Christi.

Epheser 4,11-12


Wenn man in bestimmten Kreisen vom „fünffachen Dienst“ hört, klingt es oft so, als hätte Gott erst jetzt eine neue Struktur für seine Gemeinde eingesetzt: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer – nicht einfach als Gaben, sondern als feste Ämter in einer Art geistlicher Hierarchie. An der Spitze sollen die Apostel stehen, gleich danach die Propheten. Von dort aus, so heißt es, müsse die Gemeinde geleitet werden. Wer sich diesem System nicht anschließt, bekommt schnell ein Etikett verpasst: „religiös“ oder gar „Verschwörungstheoretiker“. Schließlich, so sagen sie, tue Gott heute etwas „Neues“ – und sie selbst hätten es durch besondere Visionen empfangen, direkt von Gott gesandt. Doch ist das wirklich das Bild, das uns die Bibel zeichnet? Oder verkennen wir hier nicht vielmehr, was Paulus in Epheser 4 eigentlich sagen wollte?



Das Fundament ist gelegt

Paulus schreibt im Epheserbrief:
„Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes; aufgebaut seid ihr auf der Grundfeste der Apostel und Propheten, während Christus Jesus selbst der Eckstein ist.“ (Eph 2,19–20 MENG)

Dieses Bild ist so schlicht wie eindeutig: Apostel und Propheten gehören zum Fundament der Gemeinde. Und ein Fundament legt man nur ein einziges Mal. Es wird nicht ständig neu gegossen, sondern darauf wird gebaut. Christus ist der Eckstein, an dem sich alles ausrichtet. Darauf folgten Apostel und Propheten, die uns durch Gottes Geist die Heilige Schrift überliefert haben.

Unser himmlischer Vater hat uns bereits alles gesagt, was wir wissen müssen. Im Alten Testament haben die Propheten nicht nur auf Jesus hingewiesen, sondern auch die absolute Autorität unseres Gottes bestätigt: Nur Gott allein kann die Zukunft 100 % zuverlässig voraussagen. Im Neuen Testament haben uns Jesus und die Apostel nicht nur diese Verheißungen bestätigt und ausgelegt, sondern durch den Heiligen Geist auch das offenbart, was noch kommen wird.

Die Bibel schließt mit der Offenbarung Jesu Christi, die Johannes niederschrieb. Sie ist die letzte göttliche Offenbarung über die Geschichte der gefallenen Menschheit und über ihre Vollendung. Und sie endet mit einer eindringlichen Warnung: „Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu ihnen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buche geschrieben stehen.“ (Offb 22,18 MENG). Damit macht Gott selbst deutlich: Sein Wort ist vollständig. Seine Offenbarung ist abgeschlossen.

Darum sind Apostel und Propheten, meiner Meinung nach, nicht ersetzbar und nicht wiederholbar. Ihre Stimmen sprechen auch heute – aber durch die Schrift, nicht durch neue selbsternannte Ämter. Und genau hier liegt die Gefahr: Wenn heute Menschen auftreten und behaupten, sie hätten „neue Offenbarungen“, stellen sie sich damit praktisch über das vollendete Wort Gottes. Das öffnet die Tür für falsche Propheten, die nicht mehr geprüft werden an dem, was Gott bereits gesagt hat, sondern an ihren eigenen Visionen und Behauptungen.

Kriterien für echte und falsche Propheten

Die Bibel lässt uns nicht im Unklaren, wie man Propheten prüft:
„Wenn der Prophet im Namen des HERRN etwas verkündet und das Wort nicht eintrifft und sich nicht erfüllt, so ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat; vermessen hat es der Prophet geredet: du sollst dich vor ihm nicht fürchten.“ (5 Mose 18,22 MENG)

Falsche Prophezeiung ist keine Kleinigkeit, die man einfach ignorieren kann. Im Alten Bund stand darauf sogar die Todesstrafe. Im Neuen Testament bleibt die Warnung: Lehrer und Prediger werden strenger gerichtet werden (Jak 3,1). Wer heute großspurig spricht „So spricht der Herr!“, trägt Verantwortung – ob er will oder nicht.

Doch wie gehen wir damit um, wenn eine Prophezeiung nicht eintrifft? Ein Beispiel, das es sogar in die Presse geschafft hat: 2020 verkündete Kris Vallotton von Bethel, wie so viele andere, Gott habe ihm gezeigt, dass Donald Trump direkt wiedergewählt werde. Es kam anders. Und doch wurde dieser offensichtliche „Fehlgriff“ kleingeredet. Aber wenn so etwas kein falsches prophetisches Wort ist – was dann? Muss man daraus schließen, dass Gott sich geirrt hat? Oder dass er überrascht wurde? Das wäre nichts anderes als Offener Theismus – eine Lehre, die Gott seiner Allwissenheit beraubt.

Die Bibel dagegen zeigt uns einen ganz anderen Gott: einen, der „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ derselbe ist und dessen Pläne feststehen. Und gerade hier liegt das, was mir persönlich so weh tut: Ich sehe, wie viele Menschen durch solche falschen Prophezeiungen verletzt und verunsichert werden. Manche verlieren ihr Vertrauen in Gott, andere wenden sich ganz vom Glauben ab – nicht, weil Gott sie verlassen hätte, sondern weil sie einem falschen Bild von ihm nachgefolgt sind.

                  

Die Warnung vor falschen Propheten

Jesus selbst hat deutlich gemacht, dass falsche Propheten in der Endzeit auftreten werden – an der Seite des Antichristen, täuschend, verführend, mit Zeichen und Wundern (vgl. Mt 24,24; Offb 19,20).

Und es ist auffällig: Fast jedes Buch des Neuen Testaments enthält Warnungen vor falschen Lehren und Verführern – von den Evangelien über die Briefe bis hin zur Offenbarung. Nur der kurze Brief an Philemon bildet eine Ausnahme. Das macht deutlich, wie ernst dieses Thema für die erste Gemeinde war und wie sehr der Heilige Geist uns auch heute davor warnen will, auf Stimmen zu hören, die nicht wirklich von Gott gesandt sind.

Einige Beispiele:

Paulus schreibt: „Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch als Heilsbotschaft verkündigt haben, der sei verflucht!“ (Gal 1,8 MENG).

Petrus mahnt: „Es gab auch falsche Propheten im Volk, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird; die werden verderbliche Irrlehren heimlich einführen.“ (2 Petr 2,1 MENG).

Judas warnt: „Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, … Gottlose, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“ (Jud 1,4 MENG).

Paulus an Timotheus: „Denn es wird eine Zeit kommen, da man die gesunde Lehre nicht ertragen wird, sondern sich nach eigenen Gelüsten Lehrer über Lehrer beschaffen wird, weil sie empfindliche Ohren haben.“ (2 Tim 4,3 MENG).

Wenn wir heute lehren, dass es weiterhin ein „Amt des Propheten“ gebe, stehen wir vor einem unlösbaren Problem: Wie sollen Gläubige dann erkennen, wer echt ist und wer falsch? Denn gerade die Behauptung „Ich bin ein Prophet“ wird dann zu einer gefährlichen Waffe in den Händen derer, die die Gemeinde verführen wollen.

Und damit nicht genug: In denselben Bewegungen treten fast immer auch selbsternannte Apostel auf. Beide – falsche Propheten und falsche Apostel – stützen sich gegenseitig. Der „Apostel“ beansprucht höchste Autorität über die Gemeinde, der „Prophet“ liefert die angeblich neuen Offenbarungen, die seine Führung legitimieren. Zusammen schaffen sie ein System, in dem Gottes Wort nicht mehr Maßstab ist, sondern durch Visionen, Träume und neue Lehren ersetzt wird. Genau das aber widerspricht dem Fundament, das Christus durch seine wahren Apostel und Propheten gelegt hat – ein Fundament, das nach Gottes Wort nicht wiederholt oder neu gegossen werden kann.


Geschenke – keine Machtpositionen

Paulus sagt in Epheser 4:
„Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, noch andere zu Hirten und Lehrern bestellt hat, zur Ausrüstung der Heiligen für den Dienst, für den Aufbau des Leibes Christi.“ (Eph 4,11–12 MENG)

Seht: Die Betonung liegt nicht auf Herrschaft, sondern auf Ausrüstung. Diese Dienste sind Gaben, die Christus seiner Gemeinde schenkte – nicht priveligierte Sitze in einer Kirchenhierarchie. Sie sind Werkzeuge, nicht Titel.

Wenn man daraus aber eine Struktur von Macht, Einfluss und Gehorsamspflicht macht, verkehrt man den Sinn des Textes ins Gegenteil. Jesus selbst hat es so gesagt:
„Ihr wißt, daß die Herrscher der Heidenvölker über diese herrschen und ihre Großen sie gewaltsam niederhalten. Unter euch darf es nicht so sein; sondern wer unter euch groß werden will, der soll euer Diener sein.“ (Mt 20,25–26 MENG)

Gottes Reich funktioniert anders: Der, der groß sein will, soll dienen, und der Erste soll der Letzte sein.

Historische Fragezeichen

Befürworter der NAR sprechen oft von einer „Wiederherstellung“ der Ämter. In den 1970er Jahren, so heißt es, habe Gott begonnen, Apostel und Propheten wieder einzusetzen. Aber warum dann nicht schon früher? Warum nannten sich die Kirchenväter, die direkt nach den Aposteln lebten, nicht ebenfalls Apostel? Warum gibt es in der Bibel keinerlei Verheißung, dass Gott diese Ämter irgendwann „wiederherstellen“ würde?

Die viel einfachere und biblisch stimmige Antwort lautet: Weil sie nie als dauerhafte Ämter gedacht waren, sondern als einmalige Gaben für die Grundlegung.

Was uns heute bleibt

Die Schrift selbst ist klar:
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“ (2 Tim 3,16–17 MENG)

Das Wort Gottes genügt, um uns auszurüsten. Wir brauchen keine neuen Apostel und Propheten, um komplett zu sein. Die Stimme der Apostel und Propheten spricht auch heute – aber aus den Seiten der Bibel.

Und die beständigen Ämter, die die Bibel für die Gemeinde vorsieht, sind Hirten/Älteste und Diakone (1 Tim 3; Tit 1). Männer und Frauen, die treu dienen, die das Wort lehren, die für die Schafe sorgen. Nicht selbsternannte Führer, die sich über die Gemeinde stellen.



Ein persönliches Fazit

Mich macht es traurig zu sehen, wie viele Christen heute von großen Versprechen beeindruckt werden – von angeblichen „Aposteln“ oder „Propheten“, die Macht, Einfluss und besondere Offenbarungen beanspruchen. Dabei zeigt uns die Bibel ein völlig anderes Bild: Ein Hirte ist kein Herrscher, sondern ein Diener. Er soll das Wort Gottes treu lehren, die Schwachen trösten und die Schafe auf dem Weg begleiten. Genau so beschreibt die Schrift diesen Dienst – schlicht, treu, ohne großes Aufsehen.

Ich sehne mich nach mehr solcher schlichten, treuen Hirten – nicht nach neuen Machtfiguren. Denn genau das ist das Evangelium: nicht Selbsterhöhung, sondern Nachfolge.

Die gute Nachricht ist: Wir brauchen keinen neuen Grund zu legen. Christus selbst ist der Eckstein, und auf diesem Fundament können wir sicher stehen.

Ein Ausblick

Vielleicht fragst du dich jetzt: Warum ist es so gefährlich, wenn man glaubt, dass Gott die Gemeinde durch neue Apostel und Propheten regiert? Weil diese Lehre fast immer Hand in Hand geht mit einer anderen: der Vorstellung, dass die Gemeinde hier und jetzt das Reich Gottes auf Erden errichten müsse – „Kingdom Now“ (Königreich jetzt). Dieses Denken ist die nächste Stufe und führt direkt zu Ideen wie dem „Seven Mountain Mandate“, (Sieben Berge Mandat) in dem Christen angeblich die Gesellschaft beherrschen sollen, um Christus den Weg zu bereiten.

Doch das ist eine andere Geschichte. Im nächsten Beiträgen möchte ich darauf noch genauer eingehen.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.
 


Eure Lizzy


Bilderquellen 

https://chatgpt.com

https://dailyverses.net/de

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