Montag, 27. Oktober 2025

Dominionismus - Das Reich Gottes – oder das Reich der Menschen?

Eine theologische Spurensuche zwischen Dominionismus, „Kingdom Now“ und esoterischen Verheißungen

Es ist leicht, in unserer Zeit den Überblick zu verlieren.
Die Welt scheint aus den Fugen geraten – moralisch, geistlich, politisch. Viele Christen fragen sich, was sie tun sollen: stillhalten und warten – oder aufstehen und die Welt „für Gott zurückerobern“?

Und genau hier beginnt eine gefährliche Verwechslung, die heute unter Namen wie Dominionismus, Kingdom Now („Königreich jetzt“) oder dem 7-Berge-Mandat läuft.

Definition:
Der Dominionismus (von dominion = Herrschaft) ist eine theologische Lehre, die besagt, dass Christen berufen seien, die Herrschaft über die Welt auszuüben, um das Reich Gottes schon jetzt auf Erden zu errichten –im Gegensatz zur biblischen Lehre, dass dieses Reich erst mit der Wiederkunft Christi kommt.

Der Theologe Mike Oppenheimer beschreibt diese Strömungen sehr treffend. Ich stimme ihm in fast allem zu, weil ich ähnliche Tendenzen selbst beobachtet habe – und manches davon sogar in der Esoterik schon gehört hatte, bevor ich Christ wurde. Damals hieß es nur anders.

 


Vom Reich Gottes zum Reich der Kirche

Was im Dominionismus gelehrt wird, ist letztlich die Vorstellung, dass die Kirche selbst das Reich Gottes auf Erden aufbauen und vollenden müsse - nicht Christus, sondern die Gemeinde als Werkzeug göttlicher Herrschaft. Diese Idee wurzelt in der „Latter Rain“-Bewegung der späten 1940er-Jahre.
Dort entstand das Konzept, dass die Gläubigen durch „geistliche Kriegsführung“, „Dekrete“ und das „Erobern aller gesellschaftlichen Bereiche“ die Wiederkunft Jesu vorbereiten sollen.

Das klingt zunächst edel – wer möchte nicht eine bessere Welt? Sollen wir nicht als Christen unser Umfeld prägen und Licht sein? Ja, aber in dieser Lehre verschiebt sich der Kern des Evangeliums: Jesus sprach nie davon, dass die Gemeinde die Welt beherrschen soll, sondern dass sie treu bezeugen soll, bis Er kommtWenn wir jedoch glauben, wir müssten das Reich erst vorbereiten, damit Jesus wiederkommen kann, dann wird Er – nach dieser Logik – niemals wiederkommen. Denn das Reich Gottes ist kein menschliches Projekt, sondern das Werk des Königs selbst.

" ...denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten" Römer 3,23 SCH2000

In der Kingdom Now-Theologie heißt es dagegen:

„Christus wird erst dann zurückkehren, wenn die Kirche alle Nationen unterworfen und das Reich Gottes auf Erden etabliert hat.“

Ern Baxter, ein einflussreicher Sprecher dieser Bewegung, sagte 1975:

„Gottes Volk wird Herrschaft ausüben … Sie werden die diabolischen Fürstentümer stürzen … und die Regierung Gottes auf Erden bringen.“²

Franklin Hall, ein weiterer Latter-Rain-Leiter, schrieb schon 1966:

„Die Söhne Gottes werden alle Nationen mit eisernem Zepter regieren.“³

Doch genau das – die Herrschaft mit eisernem Zepter – gehört nach der Bibel Christus allein (Offb 12,5).



Herrschen statt Dienen? – Wie Bibelstellen für das falsche Reich missbraucht werden

Was diese Lehre so gefährlich macht, ist nicht nur ihr Ziel, sondern ihre scheinbar biblische Begründung. Wer die Argumente hört, könnte leicht denken, das alles stehe so in der Bibel. Und tatsächlich berufen sich die Vertreter des Dominionismus auf mehrere Verse, die sie – aus dem Zusammenhang gerissen – als Auftrag zur Weltherrschaft der Kirche deuten.

Der wichtigste Vers, der fast immer genannt wird, steht ganz am Anfang der Bibel:

„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan; und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“
(1. Mose 1,28)

Hier begann – so sagen sie – der Herrschaftsauftrag des Menschen, das sogenannte Mandat der Schöpfung (Dominion Mandate). Sie behaupten, dieser Auftrag sei nie aufgehoben worden und müsse jetzt durch die Kirche wiederhergestellt werden.1

Doch dieser Vers spricht nicht von geistlicher Herrschaft, sondern von Verantwortung über die Schöpfung – als Verwalter, nicht als Eroberer. Er wurde Adam und Eva gegeben, nicht, um über andere Menschen zu herrschen, sondern um die Erde treu zu bebauen und zu bewahren.

Ein weiterer Schlüsselvers, der häufig verwendet wird, ist Jesu Aussage an Petrus:

„Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; und was du auf Erden binden wirst, das soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das soll auch im Himmel gelöst sein.“
(Matthäus 16,19)

Für Dominionisten bedeutet das: Jesus habe der Kirche die „Herrschaftsschlüssel“ der Welt zurückgegeben, die Adam einst an Satan verloren habe.2 Doch auch hier geht es nicht um politische Macht oder irdische Autorität – sondern um die Verkündigung des Evangeliums und die Vollmacht, Sünden zu vergeben durch das Evangelium von Christus (Joh 20,23). Nicht die Kirche erlöst die Welt – Christus allein tut es.

Ebenfalls oft zitiert wird das sogenannte „Vaterunser-Mandat“:

„Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“
(Matthäus 6,10)

Dominionisten verstehen das als Aufforderung, Gottes Reich aktiv auf Erden herzustellen – als wäre das Gebet ein Befehl an uns, das Himmelreich sichtbar zu machen. Doch Jesus lehrte uns nicht, das Reich zu bauen, sondern nach ihm zu verlangen.3 Das Gebet drückt Sehnsucht aus, nicht Strategie. Es ist eine Bitte, kein Befehl.

Schließlich greifen sie gerne auf Psalm 110,1–2 zurück:

„Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße! Der HERR wird das Zepter deiner Macht ausstrecken von Zion: Herrsche inmitten deiner Feinde!“

Hier sagen sie: Das Zepter sei nun der Gemeinde übergeben worden. Doch der Text spricht von Jesus, nicht von der Kirche.4 Er ist prophetisch auf Christus bezogen, der eines Tages selbst wiederkommen und herrschen wird (vgl. Hebr 1,13). Wir leben heute in der Zeit der Gnade, nicht der Herrschaft.

In all diesen Beispielen zeigt sich dasselbe Muster: Aus der Berufung, Verwalter zu sein, wird ein Anspruch auf  Herrschaft gemacht. Aus der Bitte „Dein Reich komme“ wird das Programm „Wir bauen es selbst“. Und aus der Erwartung der Wiederkunft Christi wird die Behauptung: Er kommt erst, wenn wir alles vorbereitet haben.

Doch das Reich Gottes ist nicht das Werk der Menschen – es ist das Werk des Königs selbst.


Geistliche Kriegsführung – oder menschliche Macht?

Im dominionistischen Denken wird geistlicher Kampf oft zu einem Instrument, um „Machtgebiete“ einzunehmen. Man spricht über „Fürstentümer über Städten“, „Dekrete“ und „Gebetsregierungen“. Doch was ursprünglich geistlich gemeint war, wird zur Strategie für geistliche Kontrolle – bis hin zur Idee einer „Gottesregierung auf Erden“.

C. Peter Wagner, einer der bekanntesten Köpfe dieser Bewegung, sagte:

„Satan hat in unserer Gesellschaft zu viel Einfluss, weil er eine Regierung hat. Und die einzige Möglichkeit, eine Regierung zu stürzen, ist mit einer anderen Regierung.“⁴

Das bedeutet praktisch: Die Kirche soll selbst zur Regierung werden.
Aber Jesus sagte das Gegenteil:

Jesus aber rief sie zu sich und sagte: »Ihr wißt, daß die weltlichen Herrscher sich als Herren gegen ihre Völker benehmen und daß ihre Großen sie vergewaltigen. Bei euch aber darf es nicht so sein; wer unter euch als Großer dastehen möchte, der muß euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein möchte, der muß euer Knecht sein, (Matthäus 20,25–27)

Ein anderes Reich – und ein anderer Christus

Als ich mich später mit der Geschichte dieser Lehren beschäftigte, war ich ehrlich erschrocken.
Vieles, was heute als „prophetische Offenbarung“ in charismatischen Kreisen auftaucht, habe ich früher in der Esoterik gelesen. Eine der zentralen Figuren dort war Alice Bailey – eine Okkultistin, die behauptete, ihre Lehren von einem „aufgestiegenen Meister“ (oder auch Höheres Selbst oder Geistlicher Führer) empfangen zu haben.

Bailey sprach schon in den 1930er-Jahren von einem kommenden „Reich Gottes auf Erden“ und schrieb:

„Christus kam, um das Reich Gottes auf Erden zu gründen … Sein Auftrag ist nicht gescheitert. Das Reich ist jetzt organisiert auf Erden.“¹⁰–¹²

Ich erinnere mich, wie verlockend das damals klang:
Ein Reich ohne Gericht, ohne Kreuz, ohne Umkehr – einfach eine neue, erleuchtete Menschheit.
Heute erkenne ich: Das war nicht der Heilige Geist. Es war dieselbe alte Versuchung aus Eden – „Ihr werdet sein wie Gott.“

Bailey forderte, die Kirche solle ihre Dogmen „sprengen“, den „wahren inneren Sinn“ lehren und das „Reich hier und jetzt materialisieren“.⁹,¹³
Sie sprach sogar davon, dass „die wahren Kinder Gottes erscheinen werden, um die Menschheit zu führen“.¹⁴

Das klingt erschreckend ähnlich zu den sogenannten „manifestierten Söhnen Gottes“, die in der Latter-Rain-Bewegung als endzeitliche Übermenschen gelten.
Doch Bailey meinte damit nicht Wiedergeburt aus dem Geist Gottes, sondern „seelengelenkte“ Menschen – also nach ihrer Sicht Wesen, die sich durch höhere Energien (sprich: Geister) führen lassen.¹⁶

 


Gleiche Sprache, anderer Geist

Mike Oppenheimer beschreibt diesen Zusammenhang sehr treffend:
Die okkulte Vision Baileys und die „Kingdom Now“-Theologie haben die gleiche Richtung, nur mit christlicher Sprache.

Bailey sprach davon, die Kirche müsse ihr „äußeres Erscheinungsbild bewahren“, um viele zu erreichen, aber ihre Lehre von innen heraus verändern.⁹
Genau das sehen wir heute, wenn unter dem Schlagwort „Reich Gottes“ oder „Transformation der Kultur“ ein anderer Geist verkündet wird – ein Geist, der den König ersetzt durch das Kollektiv.

Jesus sagte: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36)
Alice Bailey sagte: „Das Reich ist diese Welt.“

Das sind zwei völlig gegensätzliche Evangelien.

 

 Mein persönlicher Gedanke dazu

Ich schreibe das nicht als Außenstehende.
Ich weiß, wie schnell man von der Sehnsucht nach Licht und Veränderung in eine spirituelle Täuschung hineingeraten kann. Ich selbst war jahrelang verblendet und dachte „die Wahrheit“ zu leben. Ich glaubte mich Weise, Verständnisvoll und voller Liebe aber ich war das Gegenteil. Ich war Arrogant, Verurteilend und sah auf weniger „Erleuchtete“ Menschen herab, wenn ich heute darüber nachdenke bin ich von mir selbst entsetzt… Aber Gott. Mein Herr und Retter hat seine Hand zu mir ausgestreckt und geduldig gewartet bis ich bereit war, und ich kann gar nicht sagen wie Dankbar ich bin das die Zeit für mich gereicht hat. Dies ist einer der Gründe warum ich mit diesem Block anfing, ich wollte aufschreiben wie leicht es ist von dieser Welt verführt zu werden, wie schnell man in die Falle des Teufels tappen kann ohne es zu merken.


Die Vorstellung, wir könnten die Welt erlösen, gibt einem das Gefühl von Macht – aber sie nimmt einem den Blick auf den, der allein rettet.

Das Reich Gottes beginnt nicht mit Herrschaft, sondern mit Demut und Umkehr.
Es wird nicht durch Dekrete errichtet, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes im einzelnen Herzen.
Es kommt nicht von unten nach oben – sondern von oben nach unten, wenn Christus wiederkommt.


Wenn ich heute auf diese Entwicklungen blicke, dann erkenne ich darin dieselbe Versuchung, die mich einst gefangen hielt – nur in frommer Sprache.
Damals hieß es „Aufstieg ins höhere Bewusstsein“, heute nennt man es „die Welt für Christus gewinnen“.
In beiden Fällen steht am Ende dieselbe Idee: der Mensch baut das Reich selbst.

Doch jedes Reich, das von Menschenhand errichtet wird, trägt den Samen seines Untergangs bereits in sich.
Und genau das sehen wir auch bei den neuen Bewegungen, die sich aufmachen, ganze Gesellschaftsstrukturen „für Gott“ einzunehmen.
Eine davon ist das sogenannte 7-Berge-Mandat – ein Konzept, das auf den ersten Blick engagiert und mutig klingt, bei näherem Hinsehen aber dieselbe falsche Grundlage hat: den Menschen auf dem Thron statt Christus.

 

Bevor ich darauf eingehe, möchte ich jedoch einen Moment innehalten.

Mir ist bewusst, dass diese Themen fordernd sind – nicht nur theologisch, sondern auch geistlich.
Ich lese, prüfe und bete mich seit Wochen durch Bücher und Vorträge von Leuten wie C. Peter Wagner und anderen, um wirklich zu verstehen, was dahinter steckt.

Ich möchte weder mich noch meine Leser überfordern, sondern die Dinge Schritt für Schritt beleuchten. Darum werde ich im nächsten Teil der Serie genauer hinschauen, woher das 7-Berge-Mandat kommt, was es wirklich bedeutet – und warum es so viele Christen heute verführt, es für das Reich Gottes zu halten.

 

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit. 



Eure Lizzy

 

 

Quellen und Literatur

Die angegebenen Quellen dienen zur theologischen Einordnung und sind, soweit möglich, aus den Originaltexten geprüft.

1 https://www.lighthousetrails.com/false-signs-wonders/2011-booklet-dominionism-kingdom-now-and-what-does-the-bible-say.html (leicht vereinfacht aus Oppenheimer booklet 2019)
² Ern Baxter, National Men’s Shepherds Conference, Kansas City 1975, zit. nach Ikenyirimba Udochukwu Marcon, The Final Dispensation (Lulu 2015).
³ Franklin Hall, Subdue the Earth, Rule the Nations (Phoenix AZ: Franklin Hall Ministries, 1966), S. 57.
⁴ C. Peter Wagner, Arise Prophetic Conference, San Jose CA, 2004; vgl. The Church in the Workplace (2006).
⁹ Alice Bailey, The Externalization of the Hierarchy (New York: Lucis Publishing, 1957), S. 510–511.
¹⁰–¹² Alice Bailey, From Bethlehem to Calvary (New York: Lucis Publishing, 1937), S. 28, 227, 281.
¹³ ebd., S. 210.
¹⁴ Alice Bailey, Esoteric Psychology I (New York: Lucis Publishing, 1962), S. 291–292.
¹⁶ Bailey, Externalization of the Hierarchy, S. 588.

Bildquellen: KI generiert (ChatGPT)

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Montag, 13. Oktober 2025

Fragen der Welt: Warum räumt Gott nicht endlich mal auf?

Manchmal entstehen die besten Gespräche mitten im Alltag.

Ohne große Vorbereitung, einfach so zwischen Arbeit, Kaffee und kleinen Weltanalysen. Es beginnt harmlos, vielleicht mit Politik, Wetter oder irgendeinem aktuellen Aufreger – und ehe man sich versieht, landet man bei den richtig großen Fragen des Lebens.

Eine davon taucht erstaunlich oft auf, egal ob am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder beim Friseur:

„Wenn dein Gott wirklich so groß und allmächtig ist, warum greift Er dann nicht ein? Warum räumt Er nicht endlich auf auf dieser Welt?“

Eine Frage, die verständlich ist – denn wer von uns hat nicht schon fassungslos auf das Weltgeschehen geblickt und gedacht: Herr, warum tust du nichts?
Aber jedes Mal, wenn ich diese Frage höre, merke ich, wie sie mich selbst herausfordert. Denn die eigentliche Frage lautet nicht, warum Gott nichts tut, sondern wo Er anfängt, etwas zu tun.

Und manchmal führt genau so ein Gespräch mitten im Alltag – ganz unerwartet – zu einer Erinnerung, die tiefer geht als jede Schlagzeile:
Gott hat längst angefangen aufzuräumen. Nur eben ganz anders, als wir es uns vorstellen.

Ein Gespräch auf der Arbeit

Neulich unterhielt ich mich auf der Arbeit mit einem Kunden – und wie es eben so ist, kam auch das Thema Politik auf. Man tastet sich vorsichtig heran, um zu sehen, auf welcher Seite der Gesprächspartner seine Heimat hat, denn wir wissen ja alle: Eine echte Mitte scheint es kaum noch zu geben.

Als wir uns dann langsam durch die Weltpolitik diskutierten, fand ich eine gute Gelegenheit, etwas Persönliches einzubringen. Ich sagte:
„Trotz all dieser furchtbaren Geschehnisse finde ich meinen Frieden in Jesus.“

Einer meiner Lieblingssätze ist:

„Ich bin Christin – ich weiß, wie alles endet. Ich habe das Buch bis zum Ende gelesen.“

Mein Gesprächspartner gab sich als Atheist zu erkennen. Natürlich kam dann die Standardfrage:

„Wenn dein Gott so groß und allmächtig ist, warum räumt Er dann nicht mal auf auf dieser Welt?“

Für solche Fragen habe ich verschiedene Antworten. Dieses Mal entschied ich mich für eine Gegenfrage:

„Mit wem soll Er denn bitte anfangen? Mit mir? Mit Ihnen?“

„Nein, nein“, kam die Antwort schnell, „natürlich mit den Diktatoren und Terroristen, den Kriegsherren, Vergewaltigern und all dem Gesindel …“

Daraufhin fragte ich:

„Warum glauben Sie, dass diese Menschen vor Gott so viel schlimmer dastehen als Sie und ich?“

Mein Gesprächspartner schaute mich etwas verdutzt an – als wollte er sagen: „Worauf will sie denn jetzt hinaus?“
Da half nur noch die Klassiker-Frage:
„Haben Sie schon einmal von den Zehn Geboten gehört?“
Er nickte.

„Haben Sie in Ihrem Leben schon einmal etwas gestohlen – vielleicht den Kaugummi als Kind oder den Kugelschreiber auf der Arbeit?“ fragte ich weiter.
Er zögerte kurz und gab dann zu: „Ja.“

„Aha, also haben Sie gegen Gottes Gesetz verstoßen“, sagte ich lächelnd. „Und – seien Sie ehrlich – haben Sie schon einmal einer hübschen Frau mit lustvollem Blick hinterhergesehen? Jesus sagt, dass schon das im Herzen wie Ehebruch ist.“

„Jaaaa, aber …“

„Und haben Sie jemals den Namen Gottes missbraucht?“

„Ja, wahrscheinlich vor fünf Minuten … aber …“

Ich lächelte erneut. „Sehen Sie, Jesus sagte, wer auch nur eines dieser Gebote bricht, ist schuldig, das ganze Gesetz gebrochen zu haben. Und Pastor Wilhelm Busch brachte es wunderbar auf den Punkt:

‚In Deutschland herrschen deutsche Gesetze, in England englische Gesetze – und im Reich Gottes herrschen Gottes Gesetze.‘

Und wir alle haben dieses Gesetz gebrochen. Sünde ist Sünde – und Gesetz ist Gesetz.“


Gott räumt auf – aber anders

Da wurde es still zwischen uns. Ich lächelte und sagte leise:

„Sehen Sie, genau deshalb ist Jesus gekommen – nicht um aufzuräumen, sondern um zu retten.
Denn wenn Gott heute mit dem Aufräumen beginnen würde, müsste Er auch bei mir anfangen.
Aber durch Jesus hat Er mir vergeben – und das steht auch Ihnen offen.“

Er nickte langsam, wohl eher aus Höflichkeit als aus Überzeugung – aber das war in Ordnung. Es geht ja nicht darum, ein Gespräch zu gewinnen, sondern einen Gedanken zu säen.

Und während ich später an meinem Schreibtisch saß, musste ich lächeln und dachte: Wie oft habe ich selbst Gott gefragt, warum Er nicht endlich eingreift – und dabei vergessen, dass Er das längst getan hat. 

Am Kreuz. Da hat Er aufgeräumt –mit jeder, auch meiner Schuld.



In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit. 


Eure Lizzy



Freitag, 3. Oktober 2025

Die Sache mit den modernen Aposteln und Propheten – Ämter oder einmalige Gaben?

Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln bestellt hat, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, noch andere zu Hirten und Lehrern, um die Heiligen tüchtig zu machen für die Ausübung des Gemeindedienstes, für die Erbauung des Leibes Christi.

Epheser 4,11-12


Wenn man in bestimmten Kreisen vom „fünffachen Dienst“ hört, klingt es oft so, als hätte Gott erst jetzt eine neue Struktur für seine Gemeinde eingesetzt: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer – nicht einfach als Gaben, sondern als feste Ämter in einer Art geistlicher Hierarchie. An der Spitze sollen die Apostel stehen, gleich danach die Propheten. Von dort aus, so heißt es, müsse die Gemeinde geleitet werden. Wer sich diesem System nicht anschließt, bekommt schnell ein Etikett verpasst: „religiös“ oder gar „Verschwörungstheoretiker“. Schließlich, so sagen sie, tue Gott heute etwas „Neues“ – und sie selbst hätten es durch besondere Visionen empfangen, direkt von Gott gesandt. Doch ist das wirklich das Bild, das uns die Bibel zeichnet? Oder verkennen wir hier nicht vielmehr, was Paulus in Epheser 4 eigentlich sagen wollte?



Das Fundament ist gelegt

Paulus schreibt im Epheserbrief:
„Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes; aufgebaut seid ihr auf der Grundfeste der Apostel und Propheten, während Christus Jesus selbst der Eckstein ist.“ (Eph 2,19–20 MENG)

Dieses Bild ist so schlicht wie eindeutig: Apostel und Propheten gehören zum Fundament der Gemeinde. Und ein Fundament legt man nur ein einziges Mal. Es wird nicht ständig neu gegossen, sondern darauf wird gebaut. Christus ist der Eckstein, an dem sich alles ausrichtet. Darauf folgten Apostel und Propheten, die uns durch Gottes Geist die Heilige Schrift überliefert haben.

Unser himmlischer Vater hat uns bereits alles gesagt, was wir wissen müssen. Im Alten Testament haben die Propheten nicht nur auf Jesus hingewiesen, sondern auch die absolute Autorität unseres Gottes bestätigt: Nur Gott allein kann die Zukunft 100 % zuverlässig voraussagen. Im Neuen Testament haben uns Jesus und die Apostel nicht nur diese Verheißungen bestätigt und ausgelegt, sondern durch den Heiligen Geist auch das offenbart, was noch kommen wird.

Die Bibel schließt mit der Offenbarung Jesu Christi, die Johannes niederschrieb. Sie ist die letzte göttliche Offenbarung über die Geschichte der gefallenen Menschheit und über ihre Vollendung. Und sie endet mit einer eindringlichen Warnung: „Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu ihnen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buche geschrieben stehen.“ (Offb 22,18 MENG). Damit macht Gott selbst deutlich: Sein Wort ist vollständig. Seine Offenbarung ist abgeschlossen.

Darum sind Apostel und Propheten, meiner Meinung nach, nicht ersetzbar und nicht wiederholbar. Ihre Stimmen sprechen auch heute – aber durch die Schrift, nicht durch neue selbsternannte Ämter. Und genau hier liegt die Gefahr: Wenn heute Menschen auftreten und behaupten, sie hätten „neue Offenbarungen“, stellen sie sich damit praktisch über das vollendete Wort Gottes. Das öffnet die Tür für falsche Propheten, die nicht mehr geprüft werden an dem, was Gott bereits gesagt hat, sondern an ihren eigenen Visionen und Behauptungen.

Kriterien für echte und falsche Propheten

Die Bibel lässt uns nicht im Unklaren, wie man Propheten prüft:
„Wenn der Prophet im Namen des HERRN etwas verkündet und das Wort nicht eintrifft und sich nicht erfüllt, so ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat; vermessen hat es der Prophet geredet: du sollst dich vor ihm nicht fürchten.“ (5 Mose 18,22 MENG)

Falsche Prophezeiung ist keine Kleinigkeit, die man einfach ignorieren kann. Im Alten Bund stand darauf sogar die Todesstrafe. Im Neuen Testament bleibt die Warnung: Lehrer und Prediger werden strenger gerichtet werden (Jak 3,1). Wer heute großspurig spricht „So spricht der Herr!“, trägt Verantwortung – ob er will oder nicht.

Doch wie gehen wir damit um, wenn eine Prophezeiung nicht eintrifft? Ein Beispiel, das es sogar in die Presse geschafft hat: 2020 verkündete Kris Vallotton von Bethel, wie so viele andere, Gott habe ihm gezeigt, dass Donald Trump direkt wiedergewählt werde. Es kam anders. Und doch wurde dieser offensichtliche „Fehlgriff“ kleingeredet. Aber wenn so etwas kein falsches prophetisches Wort ist – was dann? Muss man daraus schließen, dass Gott sich geirrt hat? Oder dass er überrascht wurde? Das wäre nichts anderes als Offener Theismus – eine Lehre, die Gott seiner Allwissenheit beraubt.

Die Bibel dagegen zeigt uns einen ganz anderen Gott: einen, der „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ derselbe ist und dessen Pläne feststehen. Und gerade hier liegt das, was mir persönlich so weh tut: Ich sehe, wie viele Menschen durch solche falschen Prophezeiungen verletzt und verunsichert werden. Manche verlieren ihr Vertrauen in Gott, andere wenden sich ganz vom Glauben ab – nicht, weil Gott sie verlassen hätte, sondern weil sie einem falschen Bild von ihm nachgefolgt sind.

                  

Die Warnung vor falschen Propheten

Jesus selbst hat deutlich gemacht, dass falsche Propheten in der Endzeit auftreten werden – an der Seite des Antichristen, täuschend, verführend, mit Zeichen und Wundern (vgl. Mt 24,24; Offb 19,20).

Und es ist auffällig: Fast jedes Buch des Neuen Testaments enthält Warnungen vor falschen Lehren und Verführern – von den Evangelien über die Briefe bis hin zur Offenbarung. Nur der kurze Brief an Philemon bildet eine Ausnahme. Das macht deutlich, wie ernst dieses Thema für die erste Gemeinde war und wie sehr der Heilige Geist uns auch heute davor warnen will, auf Stimmen zu hören, die nicht wirklich von Gott gesandt sind.

Einige Beispiele:

Paulus schreibt: „Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch als Heilsbotschaft verkündigt haben, der sei verflucht!“ (Gal 1,8 MENG).

Petrus mahnt: „Es gab auch falsche Propheten im Volk, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird; die werden verderbliche Irrlehren heimlich einführen.“ (2 Petr 2,1 MENG).

Judas warnt: „Denn gewisse Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, … Gottlose, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“ (Jud 1,4 MENG).

Paulus an Timotheus: „Denn es wird eine Zeit kommen, da man die gesunde Lehre nicht ertragen wird, sondern sich nach eigenen Gelüsten Lehrer über Lehrer beschaffen wird, weil sie empfindliche Ohren haben.“ (2 Tim 4,3 MENG).

Wenn wir heute lehren, dass es weiterhin ein „Amt des Propheten“ gebe, stehen wir vor einem unlösbaren Problem: Wie sollen Gläubige dann erkennen, wer echt ist und wer falsch? Denn gerade die Behauptung „Ich bin ein Prophet“ wird dann zu einer gefährlichen Waffe in den Händen derer, die die Gemeinde verführen wollen.

Und damit nicht genug: In denselben Bewegungen treten fast immer auch selbsternannte Apostel auf. Beide – falsche Propheten und falsche Apostel – stützen sich gegenseitig. Der „Apostel“ beansprucht höchste Autorität über die Gemeinde, der „Prophet“ liefert die angeblich neuen Offenbarungen, die seine Führung legitimieren. Zusammen schaffen sie ein System, in dem Gottes Wort nicht mehr Maßstab ist, sondern durch Visionen, Träume und neue Lehren ersetzt wird. Genau das aber widerspricht dem Fundament, das Christus durch seine wahren Apostel und Propheten gelegt hat – ein Fundament, das nach Gottes Wort nicht wiederholt oder neu gegossen werden kann.


Geschenke – keine Machtpositionen

Paulus sagt in Epheser 4:
„Und eben dieser ist es auch, der die einen zu Aposteln, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, noch andere zu Hirten und Lehrern bestellt hat, zur Ausrüstung der Heiligen für den Dienst, für den Aufbau des Leibes Christi.“ (Eph 4,11–12 MENG)

Seht: Die Betonung liegt nicht auf Herrschaft, sondern auf Ausrüstung. Diese Dienste sind Gaben, die Christus seiner Gemeinde schenkte – nicht priveligierte Sitze in einer Kirchenhierarchie. Sie sind Werkzeuge, nicht Titel.

Wenn man daraus aber eine Struktur von Macht, Einfluss und Gehorsamspflicht macht, verkehrt man den Sinn des Textes ins Gegenteil. Jesus selbst hat es so gesagt:
„Ihr wißt, daß die Herrscher der Heidenvölker über diese herrschen und ihre Großen sie gewaltsam niederhalten. Unter euch darf es nicht so sein; sondern wer unter euch groß werden will, der soll euer Diener sein.“ (Mt 20,25–26 MENG)

Gottes Reich funktioniert anders: Der, der groß sein will, soll dienen, und der Erste soll der Letzte sein.

Historische Fragezeichen

Befürworter der NAR (Neu Apostolische Reformation) sprechen oft von einer „Wiederherstellung“ der Ämter. In den 1970er Jahren, so heißt es, habe Gott begonnen, Apostel und Propheten wieder einzusetzen. Aber warum dann nicht schon früher? Warum nannten sich die Kirchenväter, die direkt nach den Aposteln lebten, nicht ebenfalls Apostel? Warum gibt es in der Bibel keinerlei Verheißung, dass Gott diese Ämter irgendwann „wiederherstellen“ würde?

Die viel einfachere und biblisch stimmige Antwort lautet: Weil sie nie als dauerhafte Ämter gedacht waren, sondern als einmalige Gaben für die Grundlegung.

Was uns heute bleibt

Die Schrift selbst ist klar:
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“ (2 Tim 3,16–17 MENG)

Das Wort Gottes genügt, um uns auszurüsten. Wir brauchen keine neuen Apostel und Propheten, um komplett zu sein. Die Stimme der Apostel und Propheten spricht auch heute – aber aus den Seiten der Bibel.

Und die beständigen Ämter, die die Bibel für die Gemeinde vorsieht, sind Hirten/Älteste und Diakone (1 Tim 3; Tit 1). Männer und Frauen, die treu dienen, die das Wort lehren, die für die Schafe sorgen. Nicht selbsternannte Führer, die sich über die Gemeinde stellen.



Ein persönliches Fazit

Mich macht es traurig zu sehen, wie viele Christen heute von großen Versprechen beeindruckt werden – von angeblichen „Aposteln“ oder „Propheten“, die Macht, Einfluss und besondere Offenbarungen beanspruchen. Dabei zeigt uns die Bibel ein völlig anderes Bild: Ein Hirte ist kein Herrscher, sondern ein Diener. Er soll das Wort Gottes treu lehren, die Schwachen trösten und die Schafe auf dem Weg begleiten. Genau so beschreibt die Schrift diesen Dienst – schlicht, treu, ohne großes Aufsehen.

Ich sehne mich nach mehr solcher schlichten, treuen Hirten – nicht nach neuen Machtfiguren. Denn genau das ist das Evangelium: nicht Selbsterhöhung, sondern Nachfolge.

Die gute Nachricht ist: Wir brauchen keinen neuen Grund zu legen. Christus selbst ist der Eckstein, und auf diesem Fundament können wir sicher stehen.

Ein Ausblick

Vielleicht fragst du dich jetzt: Warum ist es so gefährlich, wenn man glaubt, dass Gott die Gemeinde durch neue Apostel und Propheten regiert? Weil diese Lehre fast immer Hand in Hand geht mit einer anderen: der Vorstellung, dass die Gemeinde hier und jetzt das Reich Gottes auf Erden errichten müsse – „Kingdom Now“ (Königreich jetzt). Dieses Denken ist die nächste Stufe und führt direkt zu Ideen wie dem „Seven Mountain Mandate“, (Sieben Berge Mandat) in dem Christen angeblich die Gesellschaft beherrschen sollen, um Christus den Weg zu bereiten.

Doch das ist eine andere Geschichte. Im nächsten Beiträgen möchte ich darauf noch genauer eingehen.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.
 


Eure Lizzy


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