Ich erinnere mich noch gut an eine Zeit als junge Christin, in der ich intensiv gebetet habe und mich trotzdem fragte: „Macht das überhaupt Sinn? Gott weiß doch sowieso schon, was ich brauche – warum soll ich es ihm dann noch sagen?“ Vielleicht kennst du diese Gedanken auch. Sie sind ganz menschlich. Genau an diesem Punkt prallen oft zwei Extreme aufeinander: Manche denken fast fatalistisch: „Wenn Gott sowieso alles weiß, spielt mein Gebet doch keine Rolle mehr.“ Andere – wie die Vertreter des offenen Theismus – behaupten: „Gott weiß die Zukunft nicht, also hängt alles von mir und meinen Gebeten ab.“ Die Bibel zeigt uns aber einen ganz anderen Weg: Gott weiß alles vollkommen – und trotzdem lädt er uns ein, mit ihm zu reden. Sein Wissen macht unser Gebet nicht überflüssig, sondern gibt ihm Tiefe und Sicherheit.
Für
mich ist Gebet ein Gespräch, schlicht und einfach. Unser Gott ist ein
lebendiger Gott und wünscht sich eine persönliche Beziehung mit uns. Nähe und
Vertrauen entstehen nur, wenn wir Zeit miteinander verbringen. Jesus selbst
sagte: „Euer Vater weiß ja, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet“ (Matthäus 6,8
Menge). Gebet dient nicht dazu, Gott Informationen zu liefern, die er
sonst nicht hätte. Vielmehr schenkt es uns die notwendige Gemeinschaft mit ihm.
Es bringt unser Herz in Einklang mit seinem Willen. Gerade, weil Gott schon
weiß, was wir brauchen, dürfen wir mit Vertrauen beten – ohne Maske, ohne viele
Worte. Ich habe so oft erlebt, dass Gebet nicht unbedingt meine Situation
verändert hat, dafür aber mein Herz und meine Einstellung.
Auch
im Leid ist es ein Trost, dass Gott unser Leben vollkommen kennt. Als Israel in
Ägypten unterdrückt wurde, sprach der Herr zu Mose: „Ich habe das Elend meines
Volkes in Ägypten wohl gesehen und ihr lautes Klagen über ihre Antreiber
gehört; ja, ich kenne ihre Leiden“ (2. Mose 3,7 Menge). Gott sieht nicht
nur das große Ganze, sondern auch jede einzelne Träne. Kein Schmerz, keine
Ungerechtigkeit bleibt ihm verborgen. Der offene Theismus bietet keinen solchen
Trost – ein Gott, der nicht weiß, was kommt, könnte selbst vom Leid überrascht
werden. Der Gott der Bibel aber kennt Anfang und Ende. Deshalb dürfen wir uns
in seine Hand bergen.
Oft
höre ich die Frage: „Wenn Gott doch schon alles weiß, dann ist doch egal, was
ich tue.“ Doch Gottes Vorherwissen hebt unsere Verantwortung nicht auf. Petrus
predigte zu Pfingsten: „Diesen Mann, der nach Gottes festgesetztem Ratschluss
und Vorherwissen dahingegeben war, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans
Kreuz geschlagen und getötet“ (Apostelgeschichte 2,23 Menge). Jesu
Kreuzestod geschah nach Gottes Plan – und dennoch sind die Menschen
verantwortlich für ihre Tat. Ein weiteres Beispiel ist Josef, der von seinen
Brüdern nach Ägypten verkauft wurde. Am Ende seines Lebens konnte er
zurückblicken und sagen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; Gott aber
gedachte es gut zu machen“ (1. Mose 50,20 Menge). Hier sehen wir, dass
Gottes souveränes Wissen menschliches Handeln nicht ausschließt, sondern sogar
gebraucht, um seinen guten Plan auszuführen.
David
schreibt über die tiefe Beziehung zu Gott: „HERR, du hast mich erforscht und kennst
mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, du verstehst meine Gedanken von
ferne“ (Psalm 139,1–2 Menge). Vor Menschen können wir uns verstellen. Vor
Gott nicht. Er kennt unsere Gedanken, unsere Schwachheit, unsere Schuld. Und
doch hat er seinen Sohn für uns gegeben.
Für
mich bedeutet das: Ich darf Gott alles sagen, auch wenn er es längst weiß. Ich
darf ihm mein Herz ausschütten, gerade weil er mich besser kennt, als ich mich
selbst kenne. Ein Gott, der von Zeit und Wissen begrenzt wäre, könnte mir keine
solche Gewissheit schenken. Wenn ich bete, weiß ich: Ich verändere nicht Gottes
Wissen, aber ich darf mein Herz bei ihm ausschütten. Und erstaunlicherweise
verändert Gott oft mich durch das Gebet – meine Sicht, meine Geduld, meinen
Frieden.
Mein
Frieden liegt darin, dass mein zukünftiger Lebensweg, auch wenn ich ihn noch
nicht beschritten habe, von meinem himmlischen Vater gesehen und getragen wird.
Jede Prüfung, jeder Segen– Er weiß alles, und Er wird mich sicher hindurchführen.
Damit
möchte ich diese Reihe über den offenen Theismus erst einmal abschließen. Das
alles war nicht leicht „zu Papier zu bringen“, da es sehr akademisch und
theologisch ist, aber ich denke, diese Basis ist notwendig, um viele der neuen
Strömungen und Ideen in unseren Kirchen und Gemeinden zu verstehen. Es liegt
mir wirklich am Herzen, vor den Gefahren der NAR (Neu Apostolische Reformation) zu warnen, und ich hoffe, in
den weiteren Beiträgen darüber zu schreiben. Aber ich hoffe auch, bald mal
wieder über die kleinen und großen Erfahrungen aus dem Alltag zu berichten.
Eure Lizzy
Bilderquellen: https://dailyverses.net/de
Bibel Online: https://www.bibleserver.com
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