Freitag, 22. August 2025

Der Offene Theismus – eine Grundlage der NAR

Im letzten Beitrag habe ich die Neue Apostolische Reformation (NAR) vorgestellt – eine Bewegung, die weltweit immer mehr Einfluss gewinnt und durch das sogenannte „7-Berg-Mandat“ und andere Strategien großen Anspruch auf die Gesellschaft im Allgemeinen erhebt. Mir wurde schnell klar, dass dahinter eine bestimmte Sicht auf die Zukunft steht. Eine der entscheidenden Grundlagen dieser Bewegung ist nämlich, dass die Zukunft nicht als von Gott souverän festgelegt verstanden wird, sondern als offen oder noch unentschieden. Nach dieser Sicht hängt es stark von den Handlungen der Gemeinde ab, ob und wie Gottes Plan Realität wird. Nicht immer wird das offen gelehrt, aber häufig ist dies die einzige Erklärung für bestimmte Lehren, die in diesem immer größer werdenden Lager verbreitet werden.

Damit sind wir bei einer der theologischen Grundlagen, die diese Denkweise stützt: dem Offenen Theismus. Er behauptet, dass Gott zwar alles weiß, was man wissen kann, die Zukunft freier Entscheidungen aber nicht feststeht. Gott „reagiert“ dann angeblich auf unsere Entscheidungen, erst nachdem wie wir sie treffen.

Diese Sichtweise gibt uns Menschen weit mehr Macht über Gottes Pläne, als uns zusteht und als die Bibel lehrt. Wenn die Zukunft nicht fest in Gottes vollkommenem Wissen und souveräner Hand liegt, scheint es, als hinge alles von unseren Entscheidungen ab – fast so, als wäre Gott direkt auf unser Handeln angewiesen. Genau hier setzt die NAR an: Sie gibt ihren Aposteln und Propheten eine Schlüsselrolle dafür, wie die Welt sich entwickeln soll. Wie erkläre ich in den nächsten Beiträgen.

Aber ist das wirklich, was die Bibel sagt? Im Folgenden möchte ich zeigen, warum – meiner Meinung nach – der Offene Theismus nicht mit dem Wort Gottes vereinbar ist und wie diese Lehre Gottes Wesen und unsere Sicherheit im Glauben verzerrt.

Was ist Offener Theismus?

Der Offene Theismus (engl. Open Theism) ist eine theologische Strömung, die besonders in den 1990er Jahren durch Autoren wie Clark Pinnock und Greg Boyd und später auch C. Peter Wagner populär wurde. Die Grundannahme lautet:

• Gott weiß alles, was man wissen kann.
• Die Zukunft ist aber noch nicht „realisiert“, sondern offen.
• Entscheidungen freier Geschöpfe sind daher für Gott nicht im Voraus vollständig erkennbar. (Er muss auf uns warten)
• Unsere Taten beeinflussen Gottes Möglichkeiten zu handeln.
• Durch unsere Taten können wir mit ko-kreieren oder „Partner“ sein.

Mit anderen Worten: Gott kennt alle Möglichkeiten, ist sich aber nicht sicher, welche Möglichkeit eintreten wird.

Ganz ehrlich: Klingt das nach einem allmächtigen Gott für euch? Für mich nicht. Daher die nächste Frage…




Warum klingt das für viele attraktiv?

Ich verstehe warum diese Lehre erst einmal tröstlich wirken kann. Als ich die Lehre das erste Mal gehört habe, dachte ich: Das klingt doch gar nicht so schlecht? Es betont ja unsere Freiheit. Manche finden es sogar tröstlich, weil sie meinen: „Dann hat Gott das Leid, das mir passiert ist, auch nicht gewusst. Damit konnte es auch nicht verhindern.“ Und fürs Gebet scheint es auch erstmal wirksamer: „Wenn ich bete, kann Gott seinen Plan ändern.“ Man fühlt sich wie ein Partner Gottes, der Einfluss über sie Zukunft nimmt – anstatt in den Stürmen des Lebens zu lernen, Seiner Güte und Liebe zu vertrauen.

Aber wenn ich ehrlich bin, merkte ich schnell: Das klingt nicht nach dem Gott, den ich in der Bibel finde. Es macht Gott kleiner, als er ist, und gibt uns Menschen eine Rolle, die uns gar nicht zusteht.


Warum ist Offener Theismus unbiblisch?

Die Bibel bezeugt durchgehend, dass Gott die Zukunft kennt – nicht nur als Möglichkeit, sondern in ihrer Realität.

Jesaja 46,9–10 (Menge):
Denkt an die früheren Geschehnisse zurück von der Urzeit her, dass ich Gott bin und sonst keiner, eine Gottheit, der nichts vergleichbar ist! Ich habe von Anfang an den Ausgang kundgetan und seit der Vorzeit das, was noch ungeschehen war; ich gebiete: ›Mein Ratschluß soll zustande kommen!‹, und alles, was mir beliebt, führe ich aus;

Psalm 139,4 (Menge):
Denn ehe ein Wort auf meiner Zunge liegt, kennst du, o HERR, es schon genau.

Apostelgeschichte 2,23 (Menge):
…diesen Mann (Jesus), der nach dem festgesetzten Ratschluß und der Vorherbestimmung Gottes euch preisgegeben war, habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz nageln und hinrichten lassen.

Matthäus 10,29–30:
Kosten nicht zwei Sperlinge beim Einkauf nur ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind auch die Haare auf dem Haupte alle gezählt.

Weitere Beispiele finden wir quer durch die Schrift: In Daniel 2 offenbart Gott Nebukadnezar den Lauf der Weltreiche, die noch kommen sollten. In Psalm 33,11 heißt es: „Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht.“ Solche Stellen zeigen deutlich: Gott kennt nicht nur Möglichkeiten, sondern auch den Ausgang.

Wenn der Offene Theismus recht hätte, wären das doch alles nur Zufälle oder Vermutungen. Aber genau darin zeigt Gott seine Größe: Er weiß was kommt, nichts überrascht Ihn und in allem führt Er seinen Willen aus.

Gott weiß nicht nur, was geschehen könnte, sondern was tatsächlich geschehen wird. Das ist Teil seiner Allwissenheit. Allwissenheit bedeutet eben nicht nur, dass Er in jede Möglichkeit hineinschauen kann, sondern dass Er vollkommen und fehlerlos alles weiß – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Würde man Gott dieses Wissen absprechen, dann wäre Er nicht mehr der Gott der Bibel, sondern ein Gott, der sich erst „weiterentwickeln“ muss. Das wäre ein Gott, der lernt – nicht der ewige „Ich bin“. Und wenn Gott noch lernen muss, dann wäre Er nicht vollkommen. Für mich persönlich ist das eine sehr ernste Konsequenz: Ein Gott, der nicht vollkommen ist, wäre nicht vertrauenswürdig.




Prophezeiung – der Beweis von Gottes Wissen

Ein weiteres großes Problem des Offenen Theismus ist die Frage der Prophetie. Die Bibel ist voll von Aussagen, die weit in die Zukunft hineinreichen – und sich exakt erfüllt haben und auch noch werden. Würde Gott die Zukunft nur als „offen“ sehen, wären solche Prophezeiungen unmöglich oder bloß gewagte Vermutungen.

Doch gerade darin unterscheidet sich der lebendige Gott von allen Götzen: Er kündigt an, was kommt – und er erfüllt es.

Jesaja 42,9 (Menge):
Die früheren Weissagungen, seht, sie sind eingetroffen, und Neues tue ich jetzt kund; ehe es noch sprosst, lasse ich’s euch hören.

Einige Beispiele:

• Der Prophet Micha kündigte Jahrhunderte vorher an, dass der Messias in Bethlehem geboren würde (Micha 5,1). Genau so geschah es bei der Geburt Jesu (Matthäus 2,1).

• Jesus selbst sagte voraus, dass Petrus ihn nicht ein, zwei, sondern dreimal verleugnen würde (Matthäus 26,34). Diese Vorhersage erfüllte sich wortgetreu – und zeigt: Gott kennt nicht nur Möglichkeiten, sondern konkrete Taten.

• Zahlreiche Weissagungen über das Leiden und Sterben Jesu (z. B. Jesaja 53, Psalm 22) erfüllten sich am Kreuz bis ins Detail.

Wie schon gesagt, wenn der Offene Theismus recht hätte, dann wären solche Prophezeiungen entweder Zufall oder menschliche Projektionen. Aber die Bibel zeigt das Gegenteil: Gott steht über der Geschichte, und was er verheißen hat, das geschieht auch. Jede erfüllte Prophezeiung ist ein Beweis, dass Gott die Zukunft nicht nur kennt, sondern sie auch souverän führt.


Zeitgebundenheit des Menschen – Ewigkeit Gottes

Ich denke, dass eines der größten Missverständnisse entsteht, weil wir Menschen an Zeit gebunden sind. Wir erleben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nacheinander. Wir erinnern uns an das Gestern, wir leben im Heute, und wir blicken erwartungsvoll oder manchmal ängstlich ins Morgen.

Gott jedoch ist nicht an Zeit gebunden. Er ist der „Ich bin“ (2. Mose 3,14) – ewig gegenwärtig. Für ihn gibt es kein „noch nicht“ oder „schon vorbei“. Alles ist ihm gleichermaßen gegenwärtig.

Hebräer 13,8: 
„Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“

Offenbarung 1,8: 
„Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“

Wenn wir sagen: „Die Zukunft ist offen oder noch unrealisiert “, verwechseln wir unsere begrenzte Perspektive mit Gottes Wirklichkeit. Für uns ist das Morgen ungewiss, für unseren Himmlischen Vater aber liegt es genauso klar vor Augen wie unser Heute.

Das bedeutet nicht, dass wir wie Marionetten wären, die nichts zu sagen haben. Gott hat uns einen freien Willen gegeben, und doch schränkt dieser Gottes Wissen und Plan nicht ein. Er ist souverän und weiß auch mit unseren Entscheidungen – ob gut oder schlecht – umzugehen und sie in seine Ziele einzubauen. Für mich macht das deutlich: Jede Entscheidung zählt. Mit dem, was ich tue oder lasse, gebe ich Gott entweder ein Ja oder ein Nein. Mein freier Wille ist also nicht sinnlos, sondern die Möglichkeit, mich Tag für Tag bewusst zu Gott zu stellen.


Ein Beispiel

Stell dir vor, wir sitzen live im Fußballstadion. Wir sehen, wie die Spieler den Ball passen, angreifen, verteidigen und Tore schießen. Wir fiebern mit, wissen aber nicht, wie das Spiel enden wird. Jeder Pass, jeder Schuss könnte den Ausgang verändern – Spannung pur. o sieht der Offene Theismus Gott: Er „erlebt“ das Spiel in Echtzeit, reagiert auf jeden Zug und erfährt das Ergebnis erst während des Spiels.

Die Bibel zeigt ein anderes Bild: Gott ist nicht überrascht von den Spielzügen. Er ist zugleich Schiedsrichter, Spielleiter und Eigentümer des Endergebnisses – und dennoch handeln die Spieler wirklich, treffen echte Entscheidungen und tragen Verantwortung für ihr Spiel.

Vielleicht hilft ein weiteres Bild: Stell dir vor, das gleiche Spiel wurde bereits aufgezeichnet, während du keine Zeit hattest, live zuzuschauen. Die Spieler kämpfen mit vollem Einsatz, treffen Entscheidungen, erzielen Tore oder verteidigen das eigene Tor. Wer live zuschaut, weiß nicht, wie es endet. Du aber siehst die Aufzeichnung und kennst das Ergebnis schon, noch bevor du die Szenen siehst.

So ist es mit Gott: Für uns ist die Geschichte voller Unsicherheit und Überraschungen, wir erleben sie „live“ in der Zeit. Für Gott hingegen ist alles von Anfang an klar – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen gleichzeitig vor ihm. Er kennt das Endergebnis, nicht, weil er es von außen festlegt, sondern weil er ewig gegenwärtig ist und alles immer sieht.


Sicherheit, Trost und Kraft aus Gottes Allwissenheit

Für mich ist das keine theoretische Spitzfindigkeit, sondern hat direkten Einfluss darauf, wie ich lebe und glaube:

• Trost im Leid: Wenn wir durch schwere Zeiten gehen, dürfen wir wissen, dass Gott nicht überrascht ist. Nichts geschieht außerhalb seiner souveränen Hand.
• Kraft im Gebet: Wir beten nicht zu einem Gott, der Pläne ständig neu schmiedet, sondern zu einem Vater, der die ganze Geschichte schon kennt – und uns dennoch echte Teilhabe im Gebet schenkt.
• Sicherheit für die Zukunft: Wir müssen die Welt nicht „retten“, weil Gott selbst das Ende in seiner Hand hält. Unsere Aufgabe ist es, treu zu bleiben, nicht die Kontrolle zu übernehmen.

So wird die Souveränität unseres himmlischen Vaters nicht zu einem kalten Dogma, sondern zu einer Quelle von Frieden und Geborgenheit.




Die Gefahr in der NAR

Hier zeigt sich die Verbindung zur NAR deutlich: Wer glaubt, dass die Zukunft offen ist, sieht angeblich alles als von uns abhängig. Dann müssen wir „strategisch handeln“, „geistliche Kriegsführung“ betreiben und „die sieben Berge einnehmen“, damit Gottes Reich sich durchsetzt. Aber das verschiebt die Verantwortung von Gott auf uns Menschen – und öffnet Tür und Tor für geistlichen Missbrauch. Plötzlich werden Apostel und Propheten gebraucht (fünffältigen Dienst“ / engl. Five-Fold Ministry), die die Richtung weisen, weil Gottes Wille angeblich nicht feststeht. Und damit wird die Gemeinde von Leitern abhängig gemacht – anstatt von Christus selbst. Ich sehe darin eine große Gefahr, denn die Autorität wandert von der Bibel zu selbsternannten Führern.

Diese beanspruchen dann meistens einen besonderen Draht zu Gott, durch den angeblich neue Offenbarungen des Heiligen Geistes fließen. So, heißt es, würden Jesus und der Vater durch den Heiligen Geist heute ihren Willen kundtun. Dieses Thema werde hoffentlich bald in einem separaten Beitrag noch vertiefen.

• Das gibt Menschen eine Autorität, die sie laut der Bibel nicht haben.
• Sie werden zu angeblichen Mitgestaltern von Gottes Geschichte.
• Es entsteht ein geistliches Klassensystem: „normale“ Christen hier – „besondere“ Apostel und Propheten dort.
• Der Schwerpunkt verschiebt sich von Gottes Treue zu unserer Leistung.
• Sicherheit in Gottes Verheißungen wird durch Unsicherheit ersetzt („Was, wenn ich es falsch gemacht habe? Habe ich Gott die Hände gebunden?“).


Mein Fazit

Der Offene Theismus klingt verlockend modern, aber er raubt uns die Sicherheit, die Gott uns in seinem Wort schenkt. Er stellt Gott als begrenzt dar und macht den Menschen zum Entscheidungsträger über Gottes Pläne. Damit untergräbt er die Souveränität Gottes und öffnet Tür und Tor für Bewegungen wie die NAR, die den Menschen an die Stelle Gottes rücken.

Die Bibel zeigt uns dagegen einen Gott, der ewig gegenwärtig ist – der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich in seiner Hand hält. Nur weil wir an Zeit gebunden sind, heißt das nicht, dass Gott es ist.

Gerade in Zeiten, in denen uns so viele Strömungen versuchen uns zu beeinflußen, brauchen wir den festen Halt in dem Gott, der von Ewigkeit zu Ewigkeit derselbe ist, dessen Pläne unveränderlich sind und dessen Wort zuverlässig bleibt. Wir dürfen wissen: Unsere Geschichte ist nicht dem Zufall ausgeliefert, sondern liegt in seiner sicheren Hand.

„Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und (ist’s auch = bleibt’s auch) in Ewigkeit!“ (Hebräer 13,8 Menge)

„Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich gegen euch hege‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –, ›nämlich Gedanken des Heils und nicht des Leids, euch eine Zukunft und Hoffnung zu gewähren.“ (Jeremia 29,11)

Das ist unser Anker: Nicht wir tragen Gott mit unseren Entscheidungen, sondern er trägt uns – sicher, verlässlich, bis ans Ziel.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.


Eure Lizzy

Freitag, 8. August 2025

Die Neue Apostolische Reformation – Eine persönliche Einführung

Manchmal beginnt eine Reise nicht mit einem lauten Knall, sondern mit einem leisen Unbehagen. Bei mir war es ein Bibelvers. Oder besser gesagt: eine „Übersetzung“ davon. Der Artikel dazu ist [hier verlinkt].

Ich erinnere mich noch gut, wie ich zum ersten Mal – in der scheinbaren Sicherheit meiner Gemeinde – auf The Passion Translation (TPT) aufmerksam gemacht wurde. Wie ich schon in meinem Artikel schrieb: Ich war neugierig. Aber durch meine eigenen Erfahrungen mit der Verführung in die Esoterik neige ich dazu, bei spirituellen Themen lieber erst einmal gründlich nachzuforschen.


Zwar klang der Text auf den ersten Blick sehr poetisch … aber irgendetwas stimmte nicht. Schon nach wenigen Minuten mit "Tante Google" wurde mir klar: Hier ging es nicht nur um Stil oder Sprachgefühl, sondern um Inhalte – und um die Autorität des biblischen Textes selbst. Diese Erfahrung hat mir die Augen geöffnet, wie entscheidend es ist, am inspirierten Wort Gottes festzuhalten – und wie gefährlich es ist, wenn man sich von emotionalen Formulierungen blenden lässt.

Was sich zunächst als schlechte und theologisch fragwürdige „Übersetzung“ präsentierte, entpuppte sich als Teil eines größeren Netzwerks – einer Bewegung, die viel weiter reicht, als ich je geahnt hätte. Es war nicht einfach ein anderer Bibeltext. Es war – und ist – eine andere Botschaft.

Was als persönliche Entdeckung begann, führte mich auf eine tiefere Spurensuche: nicht nur nach den Ursprüngen der TPT, sondern auch nach dem theologischen Umfeld, in dem sie entstanden ist. Und so stieß ich auf die sogenannte Neue Apostolische Reformation – ein Begriff, der von C. Peter Wagner geprägt wurde. Was ich dabei entdeckte, hat mich schockiert und traurig gemacht – und doch war es, als hätte ich endlich das fehlende Puzzlestück gefunden. Plötzlich ergaben viele geistliche Entwicklungen in der heutigen Christenheit Sinn – leider im negativen Sinne.

In den kommenden Beiträgen möchte ich einige zentrale Anliegen und Ziele dieser Bewegung beleuchten. Nicht alles auf einmal – das würde den Rahmen sprengen und mich ehrlich gesagt überfordern. Es braucht viel Nachforschung und Zeit. Ich lese Bücher zu den Themen – sowohl von denen, die diese Lehren vertreten, als auch von denen, die eindringlich davor warnen. Ich sehe mir Predigten beider Lager an, und vor allem vergleiche ich alles mit dem wahren Wort Gottes.

Dies alles nimmt viel Zeit und Kraft in Anspruch, also bitte ich um eure Geduld. Mein Wunsch dabei ist es nicht, aus einer Haltung der Überheblichkeit oder Rechthaberei zu schreiben, sondern als jemand, der selbst eine Zeit lang auf Stimmen hereingefallen ist, die biblische Wahrheit mit hypercharismatischem Glanz überdecken.

  • Die Wiederherstellung des „fünffältigen Dienstes“, besonders der Ämter von Aposteln und Propheten, die heute wieder autoritativ in der Gemeinde sprechen sollen.
  • Dominionismus, also die Überzeugung, dass Christen alle gesellschaftlichen Bereiche – Politik, Wirtschaft, Bildung, Medien usw. – unter die Herrschaft Christi bringen sollen, und zwar jetzt, noch vor seiner Wiederkunft.
    Ein bekanntes Konzept in diesem Zusammenhang ist das sogenannte „Seven Mountain Mandate“, das die „sieben Einflusssphären“ der Gesellschaft benennt, die von Christen „eingenommen“ werden sollen: Familie, Religion, Bildung, Medien, Kunst & Unterhaltung, Wirtschaft und Regierung
  • Ein neues Kirchenverständnis, das nicht mehr an konfessionellen Strukturen, sondern an „apostolischen Netzwerken“ hängt – mit einem starken Fokus auf Hierarchie und „geistliche Autorität“.
  • Eine neue Sicht auf Offenbarung, bei der prophetische Eindrücke und „neue Wahrheiten“ eine mindestens gleichwertige Rolle neben der Heiligen Schrift einnehmen – oder sie gar überlagern.

Die Neue Apostolische Reformation ist keine Organisation mit einem Hauptsitz und Mitgliedsausweisen – viele ihrer Vertreter verleugnen sogar ihre persönliche Zugehörigkeit. Sie ist vielmehr ein loses, aber äußerst einflussreiches Netzwerk von Predigern, „Aposteln“ und „Propheten“, das weltweit Gemeinden und Bewegungen prägt. Ihre Ziele sind strategisch durchdacht, dominanzorientiert – und tiefgreifend.:

Ein besonders einflussreiches Beispiel dafür ist die sogenannte „1 Billion Soul Harvest“ (Ernte von einer Milliarde Seelen), eine prophetische Vision des verstorbenen „Propheten“ Bob Jones, der eine Endzeit-Erweckung voraussagte, in der über eine Milliarde Menschen zu Christus finden sollen – unter der Leitung einer neuen, „geistgesalbten“ Generation. Viele bekannte Sprecher und Bewegungen innerhalb der NAR berufen sich direkt auf diese Prophezeiung.

Diese Mischung aus spirituellem Machtanspruch, endzeitlicher Euphorie und fehlender theologischer Bodenhaftung macht die NAR zu einer der gefährlichsten Bewegungen unserer Zeit – nicht, weil sie offensichtlich unbiblisch wäre, sondern gerade weil sie so viele biblische Begriffe verwendet, aber mit anderen Inhalten füllt.


Diese Entdeckung war für mich wie ein geistliches Erwachen – nicht nur in Bezug auf die Passion Translation, sondern auch auf Strömungen innerhalb der weltweiten Kirche, die sich zwar christlich geben, aber etwas ganz anderes verkünden. Die Neue Apostolische Reformation (NAR) ist dabei keine Randerscheinung mehr, sondern beeinflusst unzählige Gemeinden, Netzwerke und Prediger – oft ohne dass es überhaupt auffällt.

In dieser Blogserie hoffe ich Stück für Stück aufzuzeigen, welche Lehren und Ziele hinter der NAR stehen, warum sie so verführerisch wirken – und warum wir als Christen umso mehr zur Schrift zurückkehren müssen. Nicht aus Angst, sondern aus Liebe zur Wahrheit mit offenem Blick und festem Herzen.

In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.



Eure Lizzy


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Dienstag, 8. Juli 2025

Die Wort-des-Glaubens-Bewegung entlarvt – „Wenn das Heilungswunder ausbleibt“

Ein Nachtrag

In meinem vorherigen Beitrag habe ich über das falsche Heilungsversprechen geschrieben, das in der Wort-des-Glaubens-Bewegung verbreitet wird. Beim erneuten Durchlesen wurde mir bewusst, dass ein zentraler Aspekt bisher gefehlt hat: nämlich, wie zerstörerisch sich diese Lehre ganz konkret im Alltag auswirkt – und welchen Schaden sie im Leben von Gläubigen und ihren Angehörigen anrichtet.

Einige dieser Auswirkungen habe ich bereits angedeutet, aber ich möchte sie nun noch persönlicher und eindrücklicher beschreiben. Auch ich selbst musste mich bereits mit diesem Thema auseinandersetzen – das erste Mal, als meine Mama eine schwere Diagnose erhielt. Gott sei Dank ist sie vollständig genesen. Und dann im vergangenen Jahr, als mein Vater schwer erkrankte – und die Heilung hier auf Erden ausblieb.

Beide Situationen brachten ganz unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Einmal ging es um schwere Entscheidungen darüber, welche medizinischen Behandlungen sinnvoll sind und welche man ablehnen sollte, das andere Mal um die Frage, wie ich meinem Vater die rettende Botschaft Christi in aller Klarheit verkünden kann. Und beide Male wurde mein Glaube geprüft: Vertraue ich Gottes Wort wirklich? Glaube ich, dass Er gut und gerecht ist – auch dann, wenn es weh tut?

Gerade dieses Vertrauen war in beiden Situationen ein großer Segen. Es hat mir ermöglicht, meinen Eltern so gut wie möglich beizustehen – auch wenn ich nicht vor Ort sein konnte. Es hat mir geholfen, den Blick auf das Wesentliche zu richten: auf die Ewigkeit, auf das Evangelium, auf die Treue Gottes – in Gesundheit wie in Krankheit, im Leben wie im Sterben.

 


Der Albtraum einer schlechten Diagnose

Natürlich beten wir um Heilung, wenn ein geliebter Mensch erkrankt – und oft auch für Fremde in unseren Gebetsgruppen. Doch wie ich bereits im letzten Beitrag geschrieben habe: Eine Heilung ist uns nicht immer verheißen. Wir, die an Jesus, unseren Heiland, glauben, sind von den Herausforderungen des Lebens nicht ausgenommen.

Fast jeder kennt jemanden, der an Krebs oder einer anderen schweren Krankheit leidet. Manche kämpfen und werden gesund. Viele andere kämpfen – und verlieren doch. Und unter ihnen sind viele treue Christen. Für sie hat Gott in seiner Weisheit und Güte die endgültige Heilung offenbar für den Himmel bestimmt.

Doch wie wirkt sich eine falsche Lehre wie die der Wort-des-Glaubens-Bewegung im Alltag konkret aus? Für mich ist es ein zutiefst tragischer Diebstahl. Was meine ich damit?

Diese Lehre erlaubt keinen Zweifel an der irdischen Heilung. Und genau dadurch wird den Betroffenen etwas Kostbares genommen: Zeit. Zeit, um sich innerlich und äußerlich auf das Kommende vorzubereiten – sei es auf Heilung oder auf das Heimgehen. Zeit für ehrliche Gespräche, für gemeinsame Erinnerungen. Zeit, um Frieden zu schließen – mit sich selbst, mit anderen, mit Gott. Zeit, um das wahre Evangelium und seine Hoffnung weiterzugeben. Und nicht zuletzt: Zeit, um praktische Dinge zu regeln, damit die Familie nicht vor einem Scherbenhaufen steht, wenn der geliebte Mensch zu Jesus heimgeht.

Ich frage mich: Warum haben so viele von uns Christen solche Angst, Jesus von Angesicht zu Angesicht zu begegnen? Warum klammern wir uns so verzweifelt an trügerische Versprechen – statt an die lebendige Hoffnung, die uns im Evangelium gegeben ist?

Ja, es ist schwer. Unfassbar schwer. Der Gedanke, einen geliebten Menschen zu verlieren – oder selbst zu sterben – bringt Schmerz, Angst, Tränen. Und doch: Sollte unsere Hoffnung nicht größer sein als unsere Angst?

Denn das ist unser Glaube: dass Jesus den Tod besiegt hat. Dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Anfang eines neuen, herrlichen Lebens in Gottes Gegenwart. Wenn wir das glauben – wirklich glauben –, warum fällt uns das Loslassen dann so schwer? Warum trösten wir uns nicht mit dieser Gewissheit, sondern klammern uns an leere Versprechen, die uns am Ende nur tiefer in Verzweiflung stürzen, wenn das ersehnte Wunder ausbleibt?

 


Wenn der Glaube zerbricht

Was viele nach dem Ausbleiben des erhofften Wunders erleben, ist nicht nur der Schmerz über Krankheit oder Verlust – sondern auch eine tiefe Erschütterung ihres Glaubens. Fragen tauchen auf, die einen innerlich zerreißen: „Habe ich nicht genug geglaubt?“ – „War mein Vertrauen zu schwach?“ – oder schlimmer noch: „Hat Gott mich verlassen?“ Solche Gedanken sind keine Seltenheit. Und sie entstehen, weil ein falsches Bild von Gott vermittelt wurde – ein Bild, das seine Liebe an unsere Leistung knüpft und sein Handeln an unsere Erwartungen bindet.

Doch der Schaden bleibt nicht auf die Gläubigen beschränkt. Auch Menschen, die dem Glauben fernstehen, beobachten solche Situationen. Wenn sie sehen, wie Christen voller Überzeugung Heilung versprechen – und dann doch am Grab stehen –, ziehen viele daraus nur einen Schluss: „Den Gott gibt’s doch gar nicht.“ Statt neugierig oder offen zu werden, wenden sie sich enttäuscht, spöttisch oder resigniert ab. Nicht wegen des wahren Evangeliums – sondern wegen einer verzerrten Darstellung davon. Was für ein Schmerz, wenn gerade dort, wo Hoffnung geteilt werden sollte, Enttäuschung und Glaubensabfall gesät wird.

 


Was mich trägt

Ich kann und will nicht alle Antworten geben. Aber was ich sagen kann – aus eigener Erfahrung – ist dies: Gottes Treue hängt nicht an meiner Stärke. Er ist kein Automat, bei dem man nur genug Glauben „einwerfen“ muss, damit das gewünschte Ergebnis herauskommt. So funktioniert unsere Beziehung zu ihm nicht. Und es ist gut, dass sie das nicht tut.

Gott bleibt gut – auch wenn es weh tut. Er bleibt treu – auch wenn das Wunder ausbleibt. Und Er bleibt nah – gerade dann, wenn wir Ihn am dringendsten brauchen.

Für mich liegt die größte Hoffnung nicht darin, dass Gott immer alles so macht, wie ich es mir wünsche – sondern darin, dass ich in allem, was geschieht, nicht allein bin. Jesus ist selbst den Weg des Schmerzes und Sterbens gegangen. Er weiß, wie es sich anfühlt. Und weil Er lebt, weiß ich: Mein Vater war nicht allein. Und ich bin es auch nicht. Kein Tag, keine Träne, kein Abschied ist sinnlos, wenn wir Ihn an unserer Seite wissen.

Diese Hoffnung tröstet mich. Sie gibt mir Frieden, auch wenn Fragen offenbleiben. Und sie hilft mir, anderen beizustehen – nicht mit leeren Versprechen, sondern mit ehrlicher Hoffnung.

 


Ein persönlicher Wunsch zum Schluss

Mein Wunsch ist, dass wir als Christen wieder lernen, die wahre Hoffnung des Evangeliums in den Mittelpunkt zu stellen – nicht menschliche Wunschvorstellungen, sondern Gottes verlässliche Verheißungen. Dass wir mutig bezeugen, dass Jesus unser größter Trost ist – nicht nur in Momenten des Sieges, sondern gerade auch im Leid. Und dass wir aufhören, Dinge zu versprechen, die Gott nie garantiert hat.

Ich wünsche mir, dass wir einander ehrlich begegnen dürfen – im Glauben, im Zweifel, im Schmerz. Und dass wir gemeinsam neu entdecken, was für ein Schatz darin liegt, dem guten Hirten zu folgen, auch wenn sein Weg nicht immer dem entspricht, was wir erhofft hatten. Denn eines ist gewiss: Er ist bei uns – bis ans Ende der Welt. Und darüber hinaus.


In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.



Eure Lizzy


Bilderquelle: https://dailyverses.net/de


Montag, 30. Juni 2025

Die Wort-des-Glaubens-Bewegung entlarvt - Das große Versprechen: „Gott will immer heilen“

Wenn Heilung ausbleibt: Eine Täuschung der „Wort des Glaubens“-Lehre

Eigentlich hatte ich vor, über etwas anderes zu schreiben – genauer gesagt, über die Neue Apostolische Reformation. Doch je mehr ich mich mit ihr beschäftigte, desto deutlicher wurde mir, wie sehr ihre Lehre auf den Ideen der "Wort des Glaubens"-Bewegung fußt. Bevor ich also weiter in diese Richtung gehe, scheint es mir notwendig, zuerst dieses Fundament offenzulegen.

Und ehrlich gesagt: Auch ein persönlicher Anlass hat mich zu diesem Beitrag bewegt. Ein lieber Freund von mir ist kürzlich plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben. Wir hatten gebetet, wir hatten gehofft – und doch hat Gott ihn in seiner Weisheit nicht geheilt, sondern heimgerufen. Dieser Verlust hat viele Gedanken in mir ausgelöst – über Glauben, Heilung und über die Erwartungen, die manche Gläubige mitbringen, oft mehr geprägt durch bestimmte Lehren als durch die Schrift selbst.

Deshalb ist dieser Beitrag nicht der, den ich geplant hatte – aber vielleicht der, der jetzt geschrieben werden musste.


Meine erste Begegnung mit dieser Lehre

Mein erster Kontakt mit dieser Art von Botschaft war durch die Bücher von Catherine Ponder. Sie gehört zur sogenannten New Thought-Bewegung (Neugeist). Für mich öffneten ihre Bücher die Tür zu esoterischen und okkulten Vorstellungen – getarnt in christlicher Sprache. Sie war Teil der Unity Church, zitierte häufig die Bibel und sprach von Gottes Herrlichkeit. Doch in Wahrheit handelte es sich um eine tiefgreifende Verzerrung der biblischen Botschaft und um ein Gottesbild, das mehr mit Magie als mit Gnade zu tun hat.

Immer wieder wurden Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen, die Verantwortung für Wunder dem Glaubenden aufgebürdet. Diese Denkweise ist nicht neu. Ihre modernen Wurzeln finden sich bei Personen wie Maria Woodworth-Etter, John G. Lake, Charles Parham oder William Branham – Gestalten, die stark mit der frühen charismatischen Bewegung und Heilungserweckungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verbunden sind.

Die detaillierte Aufarbeitung der historischen Entwicklung und weltweiten Verbreitung dieser Ideen ist komplex. Deshalb möchte ich mich hier auf die heutige Anwendung und Verbreitung konzentrieren.


Was ist das Wort-des-Glaubens

Es ist die Vorstellung, dass im gesprochenen Wort eine kreative Kraft liegt. Diese Kraft, die im Schöpfungsbericht von 1. Mose 1 deutlich wird, wird jedoch nicht allein Gott zugeschrieben. Vielmehr behaupten manche Lehrer dieser Bewegung, dass auch Christen über diese schöpferische Fähigkeit verfügen – schließlich hat uns Gott in seinem Ebenbild geschaffen.

In manchen Fällen geht das so weit, dass Menschen gar als „kleine Götter“ bezeichnet werden.
Heutige Verfechter dieser Lehre sind z. B. Kenneth Copeland, Benny Hinn, Joseph Prince, Bill Johnson (Bethel) – und noch viele mehr.

Weitere Informationen:
relinfo.ch – Wort-des-Glaubens-Bewegung




Das große Versprechen: „Gott will immer heilen“

In Teilen dieser neo-charismatischen Bewegung gibt es eine weitverbreitete Lehre, die besagt:

Es ist immer Gottes Wille zu heilen.

Lass das einen Moment sacken.
Wenn das wirklich wahr wäre, stellt sich unweigerlich eine Frage:

  • Warum gibt es dann noch so viele kranke Menschen – auch Christen?
  • Warum gibt es kranke Babys?
  • Warum erkranken Menschen an Krebs?
  • Warum werden manche Kinder mit schweren Behinderungen geboren?
  • Warum trägt mein Prediger eine Brille?

Diese Fragen führen uns bereits zum Kern des Problems.
Denn wenn diese Lehre stimmt – warum sieht unsere Welt dann so grundlegend anders aus?

Um mit diesem Widerspruch umzugehen, bleiben am Ende nur zwei Erklärungen:

  1. Es ist unsere Schuld.
  2. Es ist Gottes Schuld.

Beide Antworten sind zerstörerisch für den Glauben – und beide werfen schwerwiegende theologische Probleme auf, die ich hier näher betrachten möchte.



Was die Bibel wirklich sagt

Gott hat uns kein leidfreies Leben versprochen.
Er hat uns nicht garantiert, dass wir in diesem Leben immer gesund sein werden.

Aber Er hat versprochen:

  • „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ – Johannes 16,33
  • „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.“ – 2. Korinther 12,9
  • „Dreimal habe ich den Herrn gebeten, dass er von mir ablasse.“ – 2. Korinther 12,8

Gottes Antwort war keine Heilung, sondern Gnade.

Selbst Jesus, im Garten Gethsemane, betete:

„Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ – Lukas 22,42

Er wurde nicht vom Leiden verschont – sondern ging bewusst hindurch. Für uns.

Punkt 1: Es ist unsere Schuld...

Wenn man der Logik dieser Lehre folgt, gibt es viele Gründe, warum es nicht klappt:

Du hast nicht genug Glauben
Du zweifelst
Jemand in deinem Umfeld zweifelt
Du hast nicht genug gebetet
Es gibt verborgene Sünde
Du hast nicht genug gespendet – am besten an den Lehrer, der diese Botschaft verbreitet

...und so weiter.

Seht ihr das Problem?

Es geht nur noch um uns – um unsere Leistung, unsere Anstrengung, unseren Mangel.

Wir werden zu denjenigen, die Gott überzeugen müssen.

Und nicht nur das: Nach dieser Logik scheint Gott ohne unser Zutun gar nicht handeln zu können. Oder anders gesagt: Unser Versagen hindert Gott daran, Seinen Willen auszuführen.

Was für ein erschütterndes Gottesbild – als wäre der Schöpfer des Himmels und der Erde abhängig von der Leistung seiner Geschöpfe.

Und so wird gebetet, gehofft, gekämpft. Und irgendwann setzt die Verzweiflung ein. Dann kommen schnell die Fragen wie:

Was mache ich falsch?
Was stimmt nicht mit mir?
Warum heilt Gott andere, aber nicht mich?
Liebt Er mich überhaupt?


Punkt 2: Es ist Gottes Schuld...

Wenn man alles „abgearbeitet“ hat – geglaubt, gefastet, bekannt, gespendet – und es passiert trotzdem nichts, dann bleibt nur noch der Gedanke:

Vielleicht ist Gott das Problem.

Wenn das Versprochene nicht eintritt, dann beginnt man zu zweifeln:

Ist Gott wirklich gut?
Ist Er vertrauenswürdig?
Ist Er überhaupt allmächtig?
Oder ist Er – Gott bewahre – ungerecht?


Solche Gedanken, ob laut ausgesprochen oder innerlich getragen, sind gefährlich. Sie führen zu einem verzerrten Gottesbild, das mehr mit Enttäuschung als mit Offenbarung zu tun hat – genährt durch falsche Erwartungen und irreführende Lehren.

Die Folge:

Das Gebet wird kraftlos, Glaube wird zu Frustration, Anbetung verstummt…. Und leider kommen viele an den Punkt zu denken: „Nach all dem – es gibt keinen Gott…“

Woher kommt die Vorstellung, dass Gott immer heilen will?

Zwei Bibelverse werden besonders oft als Beleg für diese Lehre herangezogen:

„Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ – Jesaja 53,5

•„Und viele folgten ihm (Jesus), und er heilte sie alle.“ – Matthäus 12,15

Doch die entscheidende Frage bleibt:

Bezieht sich diese „Heilung“ wirklich auf körperliche Gesundheit – und zwar jederzeit, für jeden?

Ich wage zu sagen: Nein.

In 1. Petrus 2,24 wird deutlich, dass sich die Heilung, von der Jesaja spricht, in erster Linie auf unsere Sünde und das Verhältnis zu Gott bezieht – nicht auf Krankheiten im physischen Sinne. Es geht um Erlösung, nicht um garantierte Gesundheit in diesem Leben.

  • Heilt Gott? Ja. 
  • Garantiert Er es? Nein.
  • Tut Gott heute noch Wunder? Ja.

Aber: Hat Er uns Heilung in jedem Fall, zu jeder Zeit versprochen? Nein.

Meine liebe Mama hat mir einmal etwas gesagt, das ich nie vergessen habe. Sie sagte, dass Gott auf drei Arten heilt:

1. Sofort – das ist ein Wunder.
2. Im Prozess – das ist Genesung.
3. Durch den Tod – das ist Erlösung und Auferstehung.


Wer ist Gott wirklich?

Er ist Gott.
Heilig. Souverän. Barmherzig. Und gerecht.

·       Also ist Gott kein Roboter.

·       Kein Wunsch-Erfüller.

·       Kein Flaschengeist.

·       Kein spiritueller Dienstleister.

·       Kein kosmischer Butler, der auf unsere Befehle wartet.

 


Manchmal sagt Er „nein“. Oder „noch nicht“. Nicht aus Lieblosigkeit, sondern weil Seine Weisheit über unser Verstehen hinausgeht.

Das ist vielleicht kein Trost in der ersten Trauer.

Aber auf lange Sicht ist ein Gott, der nicht unserem Willen folgt, sondern das Universum lenkt, der einzige Gott, dem wir wirklich vertrauen können.

Ein letzter Gedanke (für den Moment)

Die falsche Lehre, dass Gott immer heilen will, lässt uns am Ende nur zwei Orte, an denen wir die Schuld suchen, wenn Heilung ausbleibt: bei uns – oder bei Gott.

Beides ist zerstörerisch. Beides ist unbiblisch.

Doch das Evangelium ist größer.

Heilung ist nicht das Ziel – Christus ist es.

Ob Heilung heute geschieht, morgen oder erst in der Ewigkeit:

Wir haben das Kostbarste schon empfangen – Ihn selbst.

Deshalb ist es entscheidend, dass wir unser Gottesbild nicht aus Erfahrungen, Gefühlen oder Enttäuschungen formen, sondern aus der Schrift. Die Bibel zeigt uns einen Gott, der treu ist – auch wenn wir ihn nicht verstehen. Einen Gott, der uns nicht immer von Krankheit befreit, aber uns durch sie hindurchträgt. Einen Gott, der uns nicht alles gibt, was wir wollen, aber alles, was wir wirklich brauchen.


In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit.


Eure Lizzy


Bilderquelle: https://dailyverses.net/de



Dienstag, 17. Juni 2025

Was du wissen solltest – Die Wahrheit über die Passion Translation

 Hallo meine lieben Leser,

ich litt gerade mal wieder unter einer kleinen Schreibblockade. Die scheine ich nun überwunden zu haben – schnallt euch an, heute wird’s lang.

Die letzten Monate waren ziemlich schwierig für mich. Ich habe ja bereits darübergeschrieben, wie sich bei mir immer größere Zweifel breit machten über das, was ich in meiner Gemeinde hörte, und welche Lehren sich langsam einschlichen. Darauf folgten Wochen – ja, Monate – intensiven Studiums, um für mich selbst zu klären, ob all das dem Wort Gottes entspricht. Die Antworten, die ich fand, waren schwer für mich einzugestehen.

Hatte unser Herr Jesus mich denn nicht in seiner Gnade aus der Esoterik herausgerufen? Hatte ich mir nicht fest vorgenommen, nie wieder von seinem Wort abzuweichen?

Und doch – ungewollt und schleichend – haben sich falsche Lehren und Ideen in unsere Gemeinde eingeschlichen, und ich habe es nicht sofort bemerkt. Am Ende musste ich die schwere Entscheidung treffen, zu gehen.



Zur Erinnerung: Ich lebe im europäischen Süden, und meine Gemeinde war englischsprachig – deshalb sind nicht alle meine Schwierigkeiten leicht zu erklären. Viel hängt damit zusammen, welches Material in der Sonntagslehre verwendet wurde und welchen Einfluss gewisse „Pastoren“ oder „Bibellehrer“ in unserer Gemeinde hatten.

Eines der Probleme war zum Beispiel die Nutzung einer sogenannten „Bibelübersetzung“ namens The Passion Translation. Dieses Werk – man kann es schwerlich eine Bibel nennen – ist, Gott sei Dank, bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt worden. Doch im englischsprachigen Raum richtet es bereits seit Jahren Schaden an. Es handelt sich um ein Projekt von Brian Simmons, der nach eigener Aussage einen Besuch von Jesus persönlich empfangen habe. Dabei, so sagt er, habe Jesus ihm den Auftrag gegeben, die Bibel – nach fast 2000 Jahren – nun „richtig“ zu übersetzen. Jesus würde ihm dafür neue Offenbarungen schenken, sogar „Geheimnisse“ der hebräischen und aramäischen Sprache.

Einige von euch denken jetzt vielleicht:

„Wie bitte? Ist das dein Ernst? Jesus persönlich? Eine neue Übersetzung? Ist meine Bibel etwa falsch? Habe ich das richtig gelesen?“

Ja, ihr habt richtig gelesen. Aber keine Sorge – deine Bibel ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine solide, zuverlässige Übersetzung. (Ich komme später beim Thema Peer-Review noch einmal darauf zurück.)

Leider ja ich meine das Ernst – ich verlinke hier das Video von Brian Simmons in der Sendung von Sid Roth (It’s Supernatural!). In seinen eigenen Worten erklärt er dort, wie er zu diesem außergewöhnlichen Projekt gekommen sei.


(Quelle: YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=1vMTufSKaY8  - englisch mit deutschen Untertiteln möglich)

Ich hatte meine Gemeinde bereits Mitte 2023 vor dieser „Übersetzung“ gewarnt. Als damals The Passion Translation Einzug in die sonntägliche Lehre meiner Gemeinde erhielt, wurde ich – als bekennender Bibel-Sammler – natürlich neugierig. (Ich habe aber große Mühe damit, dieses Werk überhaupt als Bibel zu bezeichnen.)

Ich begann ein wenig zu recherchieren – und fand wortwörtlich innerhalb von fünf Minuten Googeln die ersten massiven Probleme und ernsthafte Kritik. Was ich im Folgenden zusammenfasse, ist nur ein kleiner Ausschnitt – es gibt weitaus mehr:


Zum Autor (Brian Simmons):

  • Keine nachweisbaren Qualifikationen in Aramäisch oder anderen biblischen Sprachen
  • Selbsternannter „Apostel“ ohne theologische Legitimation
  • Der Doktortitel stammt vom Wagner Leadership Institute (Fokus: praktisches Gebet), nicht von einer anerkannten theologischen Fakultät

 

Probleme der Passion Translation:

  • Simmons behauptet, Jesus sei ihm erschienen und habe ihn zu einer neuen Bibelübersetzung beauftragt – ein Vorgang, der in seiner Radikalität an die Entstehung der Mormonenbewegung erinnert
  • Die angeblich „neue Offenbarung“ widerspricht der im Neuen Testament abgeschlossenen Offenbarung Christi (vgl. Epheser 3)
  • Jesus wird in dieser Übersetzung oft eher als romantische Figur denn als heiliger Gott dargestellt
  • Simmons agiert als alleiniger Übersetzer ohne ausreichende Expertise in den biblischen Ursprachen (nach viel externer Kritik und Fragen steht das heute auf der Webseite anders aber die Gruppe der Prüfer werden nicht bekannt gemacht)
  • Es gibt keinerlei unabhängige Überprüfung oder Peer-Review Die aramäischen Manuskripte, auf die er sich angeblich bezieht, stammen aus dem 5. Jahrhundert – also Jahrhunderte nach den Urschriften
  • Es wird nicht offengelegt, auf welchen Manuskripten seine Übersetzung tatsächlich basiert
  • Viele Begriffe und ganze Passagen sind frei hinzugefügt – sie spiegeln Simmons’ persönliche Interpretation wider
  • Wortstudien auf Basis dieser „Übersetzung“ sind nicht möglich, da Begriffe durch freie Paraphrasen ersetzt wurden

 



Peer-Review – Bibelkommissionen - Kann ich meiner Bibel vertrauen?

Jede seriöse Bibelübersetzung wird von einem Team aus Theologen, Sprachwissenschaftlern und Historikern erstellt. Wenn du deine Bibel vorne aufschlägst, findest du dort in der Regel die Namen und Hintergründe der beteiligten Personen.

Diese sogenannten Bibelkommissionen befassen sich mit der sorgfältigen Untersuchung des biblischen Textes in seinem historischen, sprachlichen und kulturellen Kontext. Sie prüfen neu entdeckte Manuskripte, gleichen verschiedene Quellen ab und erklären, wo und warum Änderungen vorgenommen wurden – etwa wenn eine klarere Übersetzung gefunden wurde oder neue, gut bezeugte Handschriften auftauchen.

Ganz entscheidend: Eine Kommission stellt sicher, dass keine persönlichen Interpretationen oder theologischen Tendenzen den Text verfälschen.


Die Passion Translation unter der Lupe

Da The Passion Translation bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde, habe ich die Passagen selbst übertragen. Ich bitte um Nachsicht und Vertrauen, dass ich dies nach bestem Wissen und Gewissen getan habe. Sollte jemand Fehler finden, kontaktiert mich bitte in den Kommentaren – ich werde eure Hinweise gern prüfen. Ihr merkt schon: Man braucht eigentlich eine Kommission!

Weil dieser Beitrag im Ganzen recht lang wird, werde ich mich im Folgenden auf zwei Beispielverse beschränken.


Beispiel: Römer 12,6

Elberfelder Bibel:

„Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so lasst uns weissagen nach dem Maß des Glaubens;“

Passion Translation (deutsch):

„Gottes wunderbare Gnade hat jedem von uns unterschiedliche Gaben und Dienste gegeben, die ganz einzigartig sind. Wenn dir also die Gnadengabe der Prophetie gegeben wurde, dann aktiviere deine Gabe, indem du im Maß deines Glaubens prophezeist.“

Aktiviere deine Gaben?

Was soll das heißen? Das klingt eher nach einer Einweihungszeremonie der Esoterik als nach neutestamentlicher Lehre.

Was sagt die Bibel?

Diese Formulierung hat keine Grundlage im Wort Gottes. Der Apostel Paulus lehrt in 1. Korinther 12, dass die dort genannten Gnadengaben vom Heiligen Geist verliehen werden – nicht „aktiviert“ werden. Der Geist teilt sie aus, wie Er will (1. Kor 12,11). Niemand kann sich selbst eine Gabe aussuchen oder sie durch eine Handlung „freischalten“.

Paulus unterstreicht das mit einer Reihe rhetorischer Fragen:

„Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Wirken alle Wunder? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?“ (1. Kor 12,29–30).

Die offensichtliche Antwort lautet: Nein.


Beispiel: Matthäus 5,4

Elberfelder Bibel:

„Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden!“

Passion Translation (deutsch):

„Welch eine Freude ist es, wenn ihr auf den Herrn wartet! Denn ihr werdet finden, wonach ihr euch sehnt.“

Verwirrt?

Die Verse klingen vollkommen unterschiedlich. Was geht hier vor?

Der Vergleich:

Die Elberfelder bleibt nah am griechischen Urtext. „Trauernde“ (gr. penthéō, Strong G3996) bedeutet tiefes Leid oder Reue – z. B. über Sünde oder Verlust. „Getröstet werden“ (parakaleō, Strong G3870) verweist auf Gottes Verheißung, die Leidenden zu trösten (vgl. Jes 61,2–3).

Die Passion Translation ersetzt „Trauer“ durch „Warten“ und „Trost“ durch „erfüllte Sehnsüchte“. Diese Begriffe entstammen einem ganz anderen Bedeutungsfeld. „Warten“ (hebr. qavah, Strong H6960) bedeutet eher Hoffen oder Erwarten, aber sicher nicht Trauern.

Simmons’ Fußnote:

Er behauptet dort, „Trauern“ und „Warten“ seien „fast identisch“.

Doch penthéō (Trauer) und qavah (Hoffnung/Warten) sind völlig unterschiedliche Begriffe – sowohl sprachlich als auch theologisch. Diese Erklärung verwirrt mehr, als dass sie hilft.

Warum ist das ein Problem?

Die Elberfelder Bibel bewahrt die tiefe, tröstende Aussage Jesu: Gott sieht die Trauernden – und Er tröstet sie. Simmons hingegen ersetzt diese Zusage durch eine weichgezeichnete Vorstellung von „Freude“ und „erfüllter Sehnsucht“. Das klingt zwar schön – aber es ist keine Übersetzung, sondern eine Umdeutung. Und sie verändert die Botschaft.

Simmons’ Methode zeigt: Er setzt auf emotionale Wirkung – nicht auf sprachliche Treue oder sorgfälltige Auslegung.

 


Wie konnte so etwas Einzug in unsere Gemeinde halten?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Wie konnte eine solch fehlerhafte „Übersetzung“ so selbstverständlich in einer Gemeinde verwendet werden, in der doch angeblich das Wort Gottes die höchste Autorität haben sollte? Ich glaube, die Antwort ist vielschichtig – und gleichzeitig erschreckend einfach.

Ein Teil des Problems liegt sicher in mangelnder biblischer Lehre. Wenn Christen nicht regelmäßig selbst in der Heiligen Schrift lesen, wenn sie nicht wissen, was sie glauben und warum, dann entsteht ein Vakuum. Und dieses Vakuum wird schnell von Angeboten gefüllt, die zwar emotional ansprechend, aber inhaltlich gefährlich sind.

Brian Simmons schreibt mit blumigen Worten, er spricht ständig von „Liebe“, „Leidenschaft“ und „Gegenwart Gottes“. Das klingt erst einmal gut. Aber genau darin liegt die Gefahr: Der emotionale Zugang ersetzt das Studium des Wortes. Gefühle treten an die Stelle von Wahrheit. Und mit der Zeit wird eine Vorstellung von Gott geformt, die immer weniger mit dem biblischen Gott zu tun hat – aber sich „spirituell“ anfühlt.

Man glaubt, man sei besonders offen für das Wirken des Geistes – aber in Wirklichkeit verliert man die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Irrtum.


Der Einfluss charismatisch-mystischer Strömungen

Ein weiteres Element, das ich in meiner früheren Gemeinde beobachten konnte, war der wachsende Einfluss mystisch-charismatischer Lehrer. Diese Bewegung ist oft geprägt von besonderen „Offenbarungen“, prophetischen Träumen, neuen geistlichen Erfahrungen – und einem sehr persönlichen Zugang zur Bibel, bei dem es nicht mehr um den ursprünglichen Sinn des Textes geht, sondern um das, was ich darin spüre oder was mir der „Heilige Geist“ gerade zeigt. (Welcher Geist - das wird bald ein anderer Beitrag)  

Auch Brian Simmons ist ein typisches Beispiel dieser Strömung. Seine Aussagen, Jesus habe ihn in den Himmel genommen und ihn dort mit neuen Offenbarungen betraut, erinnern erschreckend an gnostische oder esoterische Ideen. Es geht nicht mehr um das überlieferte, objektive Wort Gottes – sondern um neue, exklusive Einsichten, die angeblich nur einigen wenigen zugänglich sind.

Doch das ist absolut unvereinbar mit dem Wesen des Evangeliums. Der Glaube kommt aus dem Hören, sagt Paulus in Römer 10,17 – nicht aus geheimen Visionen. Und Judas schreibt, dass der Glaube „ein für alle Mal den Heiligen überliefert“ wurde (Judas 1,3). Es gibt nichts Neues mehr hinzuzufügen.


Was macht das mit einer Gemeinde?

Langfristig verändern solche Lehren die Atmosphäre in einer Gemeinde. Man hört plötzlich Sätze wie: „Das steht zwar irgendwo in der Bibel, aber Gott hat mir persönlich etwas Neues gezeigt.“ Oder: „Die Bibel ist wichtig, aber der Geist spricht heute auch anders.“ Man beginnt, die Schrift als Ausgangspunkt zu nehmen – aber das Ziel ist nicht mehr Christus, sondern eine neue „Erfahrung“, ein neues Gefühl, eine neue „Tiefe“.

So kam es auch bei uns. Ich hörte plötzlich Dinge wie:

  • „Die Passion Translation ist frischer und spricht direkter zum Herzen.“
  • „Ich bekomme durch sie eine tiefere Offenbarung.“
  • „In der alten Bibel fehlen Dinge, die der Heilige Geist jetzt wiederherstellt.“

Was hier geschieht, ist nicht nur theologisch problematisch – es ist geistlich gefährlich. Denn es führt die Gemeinde langsam weg vom biblischen Christus hin zu einem anderen Jesus, zu einem anderen Evangelium, zu einem anderen Geist (2. Korinther 11,4).


Wie spricht man mit anderen über so etwas?

Ich gebe zu: Das war für mich einer der schwersten Punkte. Wie spricht man über falsche Lehre, ohne hochmütig zu wirken? Wie warnt man mit Liebe – ohne zu verletzen?

Zunächst: Wenn du merkst, dass in deiner Gemeinde oder deinem Umfeld etwas nicht stimmt, dann sei mutig – aber bleibe sanft. Paulus schreibt:

„Der Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig, und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen“ (2. Timotheus 2,24–25).

Das ist sehr, sehr schwer, wenn man selbst verletzt oder enttäuscht ist. Doch es geht nicht um unseren Zorn, sondern um Gottes Wahrheit – und um die Herzen der Menschen.

Ich habe selbst erlebt, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen statt Urteile zu fällen. Ein Gespräch kann beginnen mit:

  • „Hast du dich mal gefragt, auf welcher Textgrundlage diese Bibelübersetzung basiert?“
  • „Wusstest du, dass der Autor keine Ausbildung in den biblischen Sprachen hat?“
  •  „Was denkst du über die Warnungen der Bibel vor neuen Offenbarungen?“
  • „Was bedeutet es für dich, dass Gottes Wort „ein für alle Mal“ überliefert wurde (Judas 1,3)?“


Nicht alle werden offen sein. Aber einige werden nachdenken. Und für diese wenigen lohnt es sich, mutig zu sprechen – in Liebe und in der Wahrheit.


Ist die Offenbarung Gottes abgeschlossen?

Das ist ein ganz zentraler Punkt. Viele Menschen, die sich zu neuen Bibelübersetzungen, Träumen oder Visionen hingezogen fühlen, tun das aus dem Wunsch heraus, mehr von Gott zu erleben. Das ist verständlich – aber gefährlich, wenn man die Grundlage verliert.

Die Bibel ist eindeutig: Die Offenbarung Gottes ist vollständig. Es gibt nichts hinzuzufügen.


1. Jesus ist die endgültige Offenbarung

„Nachdem Gott früher vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat [...] hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn“(Hebräer 1,1–2)

Gott hat endgültig durch seinen Sohn gesprochen. Alles, was wir für Leben, Glauben, Hoffnung und Ewigkeit brauchen, finden wir in ihm – wie er in der Schrift offenbart ist.


2. Die Apostel haben das Fundament gelegt

„Ihr seid ... gebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst der Eckstein ist“ (Epheser 2,20)

Die Apostel haben das Fundament gelegt. Wir bauen darauf – aber wir legen es nicht neu. Neue „Offenbarungen“ wie die von Brian Simmons, die über das apostolische Zeugnis hinausgehen, widersprechen diesem Prinzip.


3. Warnung vor Hinzufügung

„Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen [...]“ (Offenbarung 22,18)

Auch wenn dieser Vers auf das Buch der Offenbarung abzielt, ist das Prinzip deutlich: Gottes Wort ist vollständig. Wer Neues hinzufügt, läuft Gefahr, das Evangelium zu verfälschen.


Was du tun kannst

Vielleicht liest du das hier, weil du selbst Zweifel hast. Vielleicht bist du in einer Gemeinde, in der die „Passion Translation“ oder ähnliche Lehren verbreitet sind. Vielleicht fühlst du dich allein. Ich will dich ermutigen:

Gott ist treu. Wenn du ihn aufrichtig suchst, wird er dich führen (Jeremia 29,13).

Bleib im Wort. Die Schrift ist zuverlässig. Lass dich nicht verwirren von neuen Strömungen.

Such das Gespräch. Vielleicht bist du genau der Mensch, durch den andere gewarnt werden.

Sei bereit, Opfer zu bringen. Wahrheit ist kostbar. Manchmal bedeutet sie, sich zu trennen – aus Liebe zur Gemeinde und zur Ehre Christi.



Ein letzter Gedanke

Ich weiß, wie schwer diese Themen sein können. Ich weiß, wie weh es tut, wenn man geliebte Menschen oder vertraute Gemeinschaften nicht mehr mit gutem Gewissen mittragen kann. Und doch: Gott ist treu. Sein Wort ist klar. Sein Geist führt uns in alle Wahrheit – nicht durch neue Offenbarungen, sondern durch das, was er uns längst gegeben hat: Jesus Christus, den lebendigen Sohn Gottes, bezeugt in der Schrift.

Wenn du diesen Weg gerade gehst – du gehst ihn nicht allein. Halte fest an Gottes Wort, vertraue ihm, auch wenn es dich etwas kostet. Denn es lohnt sich. 

„Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht“ (Sprüche 23,23)


In diesem Sinne, taucht tief in Gottes Wort ein und prüft alles im Licht Seiner Wahrheit und wie sagt Justin Peters so toll:

"Wenn Du Gott kennenlernen willst, lies die Bibel 

Wenn Du Gott hören willst, lies die Bibel laut. 

DIE Bibel ist GOTTES Wort"


Eure Lizzy


 

Allgemeine Quellen zu Brian Simmons und TPT

Anmerkung: Mir sind leider ein paar Quellen abhandengekommen, da ich selten Quellen für mich selber aufhebe, vieles in diesem Beitrag stützt sich auf meine alten persönlichen Notizen zum Thema

1. Interview mit Sid Roth („It's Supernatural!“ Show)
YouTube: Brian Simmons on Sid Roth – The Passion Translation
(Simmons beschreibt seine Visionen und Himmelserfahrungen.)


2. Wissenschaftliche Kritik an The Passion Translation
Andrew G. Shead, Burning Scripture with Passion – The Crushed Soul of The Passion Translation.
In: Themelios 45.1 (2020), S. 48–64.
Artikel online lesen (PDF)


3. Übersicht von kritischen Einschätzungen (TPT vs. echte Übersetzungen)
Mike Winger: The Dangers of The Passion Translation – Video-Analyse
YouTube: Mike Winger on TPT


4. Offizielle Webseite von Brian Simmons (Selbstaussagen, Biografie etc.)
https://www.thepassiontranslation.com


5. LinkedIn-Profil von Brian Simmons (für Angabe zum Doktortitel)
https://www.linkedin.com/in/brian-simmons-658a6a37

(Dieses Profil existiert nicht mehr)


6. Holly Pivec - Blog


7. Vergleich von Bibelstellen (z. B. Römer 12,6 oder Matthäus 5,4)

Elberfelder Bibel: https://www.bibleserver.com

TPT-Vergleich via https://www.biblegateway.com


8. Stellungnahmen von Bibelübersetzern
Mark Ward: What’s Wrong with The Passion Translation?
Faithlife Blog, 2021


9. Bilderquelle: https://dailyverses.net/de